Thursday, April 20, 2017

Nicholas Shakespeare - Broken Hill

Nicholas Shakespeare (*1957) ist ein hochgelobter britischer Schriftsteller. Broken Hill (im Original Oddfellows, 2015) erzählt die historischen Ereignisse des kleinen, abgelegenen Ortes Broken Hill in Australien. Der Erzbergbau dort ist mit dem Ausbruch des Krieges 1914 ins Stocken geraten, viele junge Männer sind arbeitslos. Am Neujahrstag 1915 überfallen zwei muslimische-türkische Männer einen Ausflugszug, in dem die weißen Bewohner von Broken Hill sitzen.
Der kurze Roman hat zwei große Themen.
Das eine ist die Diskriminierung der muslimischen Einwohner der Stadt, die ghettoartig außerhalb wohnen müssen, in der Ausübung ihrer Religion behindert werden und beschimpft werden. Diese Nichtakzeptanz und Respektlosigkeit führt dazu, dass zwei Männer in Wut und Verzweiflung beschließen, dem Aufruf des türkischen Sultans zu folgen und den heiligen Kampf aufzunehmen.
Dem gegenüber steht das etwas leisere Thema der Perspektivlosigkeit und Unterdrückung der Frauen in dieser Zeit, das am Beispiel von Rosalind aufgezeigt wird. Sie ist weiß, jung und ledig und erwartet den Heiratsantrag eines jungen Mannes, Oliver, für den sie aber nichts empfindet bzw. von dem sie weiß, dass er sie unterdrücken, sie nie nach ihrer Meinung fragen wird. Sie dagegen hat Träume fortzukommen, andere Dinge zu sehen als das trostlose Leben in Broken Hill, sie findet die andersartigen Kameltreiber interessant, denn sie haben Teile der Welt gesehen. Ihr Kontakt zu diesen Menschen erweitert ihren Horizont, besonders Gül, der als Eisverkäufer arbeitet, zieht sie an. Natürlich ist diese Beziehung für sie gesellschaftlich nicht tragbar und sie muss sie verstecken. Dennoch zeigt ihr der zaghafte Kontakt, dass es andere Möglichkeiten gibt.
Die Tragik der Geschichte gipfelt darin, dass Rosalind durch eine von Güls Kugeln stirbt, kurz nachdem sie sich entschieden hat, Oliver nicht zu heiraten.
Broken Hill ist ein interessanter historischer Nebenschauplatz und enthält provokante Themen, die an diesem weltpolitisch kleinen und bizarren Ereignis aufgehängt werden. Ein durchaus relevantes Buch im Hinblick auf die aktuelle Diskussion um Integration, Diskriminierung und Dschihad. 

Nicholas Shakespeare, Broken Hill. Hoffmann und Campe, Hamburg 2016.

Rezensionen bei welt.de und bei tagesspiegel.de
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