Saturday, October 24, 2020

B. Hateley und W.H. Schmidt - Von Pfauen und Pinguinen

Von Pfauen und Pinguinen ist - so der Untertitel - eine Fabel über Frackzwang und Phantasie.
Im Ozean der Unternehmen regieren die Pinguine und erfolgreich ist, wer am besten den Idealen der Pinguine entspricht. Andere Vögel, wie der Pfau Perry, werden von den Pinguinen rekrutiert, um den Erfolg des Unternehmens zu maximieren. Einerseits tragen die Neuankömmlinge in der Pinguinfirma ihren Teil bei, werden aber aufgrund ihrer Andersartigkeit nicht vollends akzeptiert. Anpasssen oder nicht? Wie sehr anpassen? Wann ist Anpassen Selbstaufgabe? Mit diesen Fragen schlagen sich Perry, der Pfau, und die andere Neuen herum. Unterschiedliche Strategien führen dennoch nicht zum Erfolg - letztlich hilft nur, einen anderen Weg zu gehen und die Pinguine zu verlassen.
Einige Aspekte der Fabel haben einigen Wahrheitsgehalt, anderes ist etwas sehr plakativ und holzhammerartig über die Geschichte gestülpt worden, damit die Story funktioniert und rund wird. Man kann einige der Fragen über Anpassung und ihrem Nutzen sicher sich selbst stellen, ob man allerdings dadurch seinem Arbeitsplatzparadies wirklich näher kommt, bleibt offen.
Die Illustrationen von Sam Weiss sind schlicht und niedlich und werten das Buch deutlich auf. 

B. Hateley und W.H. Schmidt, Von Pfauen und Pinguinen. Knaur, München1996.

Monday, October 19, 2020

Ian McEwan - Maschinen wie ich

Charlie ist verliebt in Miranda, die in der Wohnung über ihm wohnt. Um sich für sie interessanter zu machen, lässt er sie teilhaben an seiner neuesten Errungenschaft, einem Adam. Adam ist einer von den 25 ersten Androiden, die in einem fiktiven Großbritannien 1982 auf den Markt kommen. Miranda und Charlie werden quasi zu Adams Eltern, als sie seine Persönlichkeitsparameter zu gleichen Teilen festlegen. Doch schnell wird klar, dass Adam nicht bloß ein Spielzeug sein kann, wie zuerst von Charlie gedacht. Adam greift mit der ihm eigenen Rationalität massiv in das Leben der beiden ein. Während Miranda und Charlie ein Paar werden, entdeckt auch Adam seine Emotionalität (und Liebe zu Miranda), sein Gewissen und analysiert mögliche Zukunftsperspektiven. Zum Leidwesen seiner Freunde – so muss man sie nun nennen – greift er eigenmächtig in ihr aller Leben ein und überschreitet damit die Grenzen der passiven, dienenden Maschine. 

In Maschinen wie ich platziert Ian McEwan seine Geschichte bewusst nicht in der fernen Zukunft, es ist keine Science Fiction Story. Statt dessen erdenkt er eine alternative Vergangenheit, in der einige politische und gesellschaftliche Ereignisse anders abgelaufen sind und so zu einem veränderten Jetzt im Jahre 1982 führen. Dabei sind die neuen Alben von den Beatles nur ein humoriges Detail, der geplante Austritt von Großbritannien aus der EU ein zeitgenössischer Seitenhieb, aber vor allem die Entwicklung der Informatik und künstlichen Intelligenz hat einen anderen Weg genommen. Dies verdankt diese fiktive Welt Alan Turing, der nicht durch die Verurteilung seiner Homosexualität auf einen Leidensweg gerät, der zu seinem Selbstmord führt. Hier erkennt man die klare Bewunderung Ian McEwans für den genialen Mathematiker, der sogar seinen Protagonisten Charlie vor Ehrfurcht erstarren lässt, sobald Turing ihm begegnet. 

Dieses interessant erdachte Setting überlagert aber nicht die zentralen Fragen des Romans. 

Zu welchem Zeitpunkt wird aus der Maschine, der künstlichen Intelligenz, eine Persönlichkeit? Was ist Bewusstsein? Und wenn Bewusstsein heißt, am Leben zu sein, welche Recht stehen dieser Persönlichkeit, gleich welcher Form, dann zu? Im Vergleich zum unvollkommen, emotional handelnden Menschen (von McEwan in seinen beiden menschlichen Protagonisten hervorragend ausgearbeitet), ist die zuverlässig moralische und rationale Maschine nicht sogar überlegen? Geschickt verdichtet der Autor diese Fragen zu einem Finale, bei dem am Ende der Leser selbst vor einem moralischen Dilemma steht, bei dem Richtig und Falsch nur schwer zu entscheiden ist.

Insgesamt ist Maschinen wie ich ein sehr intelligent konstruierter, gut geschriebener Roman, der für die nahe Zukunft relevante Fragen formuliert ohne klare, allzu einfache Antworten zu geben. Sehr gelungen.

 

Ian McEwan, Maschinen wie ich. Diogenes, Zürich 2019.

 


Sunday, October 04, 2020

Tracy Chevalier - Das Mädchen mit dem Perlenohrring

Im Vorwort des e-books zu Das Mädchen mit dem Perlenohrring äußert sich die Autorin Tracy Chevalier selbst beeindruckt von dem anhaltenden Erfolg des Romans. Sie erzählt von der für sie ungewöhnlichen Arbeit an dem Roman, den sie wie keinen anderen danach in einem kurzen Zeitraum verfasste.
Sie erzählt darin die fiktive Geschichte der Dienstmagd Griet, die in der Familie des Delfter Malers Vermeer dient. Sie hat ein außergewöhnliches Gespür für Farben und Proportionen, was dem Maler bald auffällt, so dass er sie als Gehilfin einsetzt. Gleichzeitig löst er dadurch Unwillen bei seiner Ehefrau aus, deren Eifersucht eskaliert, als sie erfährt, dass ihr Mann Griet nicht nur gemalt hat, sondern ihr außerdem auch ihre eigenen Perlenohrringe angelegt hat.
Der Roman schildert eindringlich das Machtgefälle in der holländischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts. Griet ist sich ihrer eigenen Machtlosigkeit und Unterlegenheit - als Frau und als Dienstmagd - stets bewusst und tritt nur zögernd, aber mit großer Bewunderung in näheren Kontakt mit Vermeer. Die übrigen Charaktere bleiben in der Darstellung stets hinter ihrer persönlichen Wahrnehmung der Ereignisse zurück - der Maler selbst bleibt konturlos, farblos, wenngleich er in seiner künstlerischen Genialität unangreifbar ist.
Insgesamt ist Das Mädchen mit dem Perlenohrring eine leise und unaufgeregte Geschichte, die dennoch ein klares gesellschaftliches Bild der Zeit zeichnet und einer ungewöhnlichen Protagonistin eine Stimme gibt, ohne dabei in eine kitschige Liebesgeschichte abzudriften, wie dies oft in historischen Romanen der Fall ist.

Tracy Chevalier, Das Mädchen mit dem Perlenohrring. Atlantik, Hamburg 2019.

Thursday, October 01, 2020

SuBAP-Challenge: Stand September 2020

Die Monatsaufgabe des Monats September bestand darin Bücher mit Titeln zu lesen, die mindestens vier Wörter enthalten. Das Monatsthema war, etwas von der Shortlist des Deutschen Buchpreises zu lesen. Das ist mit im September nicht gelungen. Insgesamt habe ich auch im September leider nicht viel lesen können und komme für die SuBAP-Challenge daher nur auf 16 Punkte, was aber bei nur drei Titeln in Ordnung ist.


Buch 1: Cornel Wachter (Hg.) - Ich fand Kunst doof und gemein
- auf dem SuB seit vor 2019: 2 Punkte
- erfüllt die Monatsaufgabe: 2 Punkte
Buch 2: Jodi Picoult - Beim Leben meiner Schwester
- auf dem SuB seit vor 2019: 2 Punkte
- erfüllt die Monatsaufgabe: 2 Punkte
- über 400 Seiten: 1 Punkt
Buch 3: John Irving - Gottes Werk und Teufels Beitrag
- auf dem SuB seit vor 2019: 2 Punkte
- erfüllt die Monatsaufgabe: 2 Punkte
- über 800 Seiten: 3 Punkte