Kitchen von Banana Yoshimoto erschien in Japan erstmals 1988, wurde 1993 ins Englische übersetzt und erzielte danach auch internationalen Erfolg.
Die Protagonistin Mikage Sakurai hat nacheinander alle ihre Familienmitglieder verloren, zuletzt ihre Großmutter. Sie trauert sehr, ist verzweifelt und fühlt sich nur in der Küche mit dem brummenden Kühlschrank nicht ganz so verloren. Überraschend wird sie von Yuichi Tanabe und Eriko Tanabe eingeladen, zu ihnen zu ziehen. Yuichi ist der Sohn von Eriko, die eigentlich ihr Vater war, aber nun als Transgender-Frau einen Nachclub leitet. Die ungewöhnliche Wohngemeinschaft stabilisiert Mikage, so dass diese einen Traumjob als Assistenten einer angesagten Köchin/Kochlehrerin erhält und schließlich in ihre eigene Wohnung zieht.
Im nächsten Teil des kurzen Romans leidet Yuichi schwer unter dem gewaltsamen Tod von Eriko, die in ihrem Club ermordet wurde. Nun ist es an Mikage, ihm in seiner Trauer zu helfen. Dabei ist sie sich unsicher, ob sie eher geschwisterliche und freundschaftliche Gefühle für ihn hat oder ob es vielleicht doch mehr ist. Erst als sie durch eine dienstliche Reise von ihm getrennt wird, realisiert sie, dass sie ihn nicht aus ihrem Leben verlieren möchte. Dies geschieht, nachdem sie ein köstliches Katsudon gegessen hat, ein bedeutungsvolles Gericht in Japan. Es besteht hauptsächlich aus frittiertem Schweinekotelett (=tonkatsu), während katsu auch "gewinnen, siegreich sein" bedeutet, weswegen es von Studenten vor Prüfungen gegessen wird. Mikage isst Katsudon und realisiert, dass sie es mit Yuichi teilen möchte und fährt tatsächlich mit dem Taxi zu ihm, um ihm eine Portion zu bringen. Schon zuvor hat die Küche bzw. Essen eine wichtige Rolle in der Beziehung der beiden gespielt, diese Szene bildet den krönenden Abschluss, deren volle Bedeutung sich aber wohl internationalen Lesern nicht immer erschließen wird.
Ich fand die Wechselwirkung von Essen und emotionaler Ebene interessant, besonders da Mikage sich ihrer Gefühle gegenüber Yuichi selbst so lange nicht klar ist, sie sich aber kochend um ihn bemüht. Das Gefühl der Trauer um die geliebten Menschen ist etwas präsenter, drückt sich aber eher in einem generellen Leiden an der Welt und nur manchmal in konkreten Erinnerungen an die Verstorbenen aus.
From the bottom of my heart, I wanted to give up; I wanted to give up on living. There was no denying that tomorrow would come, and the day after tomorrow, and so next week, too. I never thought it would be this hard, but I would go on living in the midst of a gloomy depression, and that made me feel sick to the depths of my soul. In spite of the tempest raging within me, I walked the night path calmly.
Auch wenn der Plot nicht allzu viel Handlung aufweisen kann, einige Nebenszenen auch etwas aufgesetzt wirken (die eifersüchtigen Mitstudentinnen von Yuichi beispielsweise), so fand ich Kitchen nicht zuletzt wegen einiger poetisch-philosophischer Gedanken Mikages interessant, wenngleich ich immer wieder merke, wie fremd mir japanische Lebenskultur (leider) doch ist.
Banana Yoshimoto, Kitchen. Randomhouse 2006.
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