Thursday, June 16, 2022

Gabrielle Zevin - Die Widerspenstigkeit des Glücks

Gabrielle Zevins Roman Die Widerspenstigkeit des Glücks handelt von dem Buchhändler A. J. Fikry. Nachdem seine Frau, mit der er seine Buchhandlung auf Alice Island zuvor geführt hat, verstorben ist, versinkt er in Selbstmitleid und Alkohol. Er ist wütend auf die Welt und lässt das eines Tages auch die Verlagsvertreterin Amelia spüren. Eine Veränderung tritt erst ein, als er die zweijährige Waise Maya in der Kinderbuchecke seiner Buchhandlung findet, die ihre Mutter vor ihrem Selbstmord dort abgesetzt hat. Nachdem er Maya notgedrungen über das Wochenende versorgt, entschließt er sich zur Adoption. Weitere Veränderungen folgen mit dem wiederentdeckten Lebenswillen...
Anfangs folgen wir intensiv der Hauptfigur Fikry, seinen Emotionen und Entscheidungen. Später macht die Geschichte größere Sprünge, schildert wichtige Lebensentscheidungen und Schicksalsschläge. Auch das Leben einiger Nebenfiguren wird beleuchtet, einige Hintergründe zu Mayas Herkunft werden aufgedeckt.
Vielleicht ist es diesen Sprüngen geschuldet, dass ich das Gefühl hatte, mich beim Fortgang der Geschichte immer weiter von den Charakteren zu entfernen anstatt mich ihnen näher zu fühlen. Hatte ich anfangs noch Interesse für die Lebens- und Liebesgeschichte der Protagonisten, so ließen sie mich am Ende fast unberührt - ein eigenartiges Phänomen. Die zahlreichen bibliophilen Bezüge und das Wohlfühl-Setting der kleinen Buchhandlung kann man auf der Plusseite verbuchen - wer Interesse für Kurzgeschichten hat, erhält durch Fikry einige Leseanstöße. Insgesamt war Die Widerspenstigkeit des Glücks ganz sympathische Unterhaltung, konnte mich aber nicht so begeistern wie es angesichts der vielen hohen Bewertungen und enthusiastischen Rezensionen bei vielen anderen Leserinnen der Fall war. 

Gabrielle Zevin, Die Widerspenstigkeit des Glücks. Diana, München 2015.



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