Der Protagonist Linus Baker wird von seiner Behörde - eine Art Jugendamt für Kinder mit magischen Fähigkeiten - zu einem abgelegen Waisenhaus geschickt, um die Unterbringung der Kinder und den Heimleiter Mr. Parnassus zu überprüfen. Folgsam tritt er trotz aller Unannehmlichkeiten diese Mission an und trifft auf eine Sammlung sehr verschiedener außergewöhnlicher Kinder, die ihm mit ihren Besonderheiten schnell ans Herz wachsen. Außerdem entwickeln er und Mr. Parnassus Gefühle füreinander, aber es dauert eine Weile, bis sie sich das eingestehen.
Linus' Leben ist bis zu diesem Zeitpunkt geprägt von Routinen, Freudlosigkeit und Gehorsam dem System gegenüber, auch wenn seine Gedanken dem manchmal widersprechen. Auf der Insel, auf der das Waisenhaus steht, beginnt er zu leben und zu fühlen. Diese Wandlung kann als Identitätsfindung gedeutet werden, mutet andererseits bei einem 40jährigen Beamten aber auch etwas seltsam an. Seine Wandlung angesichts der besonderen Kinder (deren Charaktere ich wiederum interessant fand) ist sehr vorhersehbar ausgestaltet und an vielen Stellen auch kitschig. Die eingeflochteten philosophischen Überlegungen oder künstlerisch wertvollen Äußerungen der Kinder wirken etwas erzwungen, zumal das unterdrückende System nicht klar definiert wird. Das Feinbild - die Andersartigen - ist klar, aber wie die Gesellschaft in dieser Situation gelangt ist, bleibt offen. Natürlich bricht der Autor eine Lanze für Diversität, stellt diese liebenswert und besonders dar. Viele Szenen haben mir gefallen, waren gut durchdacht, aber dann wirkte alles wieder so zuckersüß und für meinen Geschmack zu cozy, um die Geschichte ernstzunehmen. Vielleicht ist der Roman auch irgendwo zwischen den Genres steckengeblieben und ist weder Jugendbuch noch Erwachsenenfiktion. Insgesamt hat mir die Geschichte schon Freude bereitet, auch wenn das letzte Drittel im Grunde eine Schleife war, die ich nicht gebraucht hätte (Linus verlässt die Insel, nur um sich klarzuwerden, dass er dorthin gehört...), aber es ist ein wenig schade, dass dieses Buch - so glaube ich - soviel besser hätte sein können.
T.J. Klune, Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte. Random House Audio 2021.
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