Thursday, April 18, 2013

John Steinbeck - Tortilla Flat

John Ernst Steinbeck (1902-1968) ist einer der bedeutendesten amerikanischen Autoren, er gewann Pulitzer-Preise und schließlich 1962 auch den Nobelpreis für Literatur. Am bekanntesten sind vielleicht Jenseits von Eden (verfilmt mit James Dean) oder Von Mäusen und Menschen.
Tortilla Flat war 1935 sein erster kommerzieller Erfolg und ist ebenfalls verfilmt worden.
Der Inhalt ist relativ schnell erzählt: Oberhalb der kleinen Stadt Monterey, gelegen an der kalifornischen Küste, wohnt in der Tortilla Flat eine Ansammlung von armen, zum Großteil arbeitslosen Menschen, mit mexikanisch-indianisch-spanischen Wurzeln. Sie nennen sich paisanos.
Der Protagonist Danny kommt aus dem ersten Weltkrieg zurück und stellt fest, dass er zwei Häuser geerbt hat. Nach dem ersten Schock über diesen unverhofften Wohlstand ziehen Danny und nach und nach auch seine Freunde dort ein, erst in beide Häuser, doch das eine brennt bald ab. Das ist auch kein Wunder, denn eine der Hauptvergnügungen der Freunde ist das Weintrinken - und dabei kann man schon mal die Kerzen aus dem Blick verlieren.
In kurzgeschichtsähnlichen Kapiteln werden die verschiedenen Abenteuer der einzelnen Freunde und anderer Charaktere von Tortilla Flat erzählt, die oft aus einer Art Beschaffungskriminalität für die nächste Gallone Wein bestehen. Das wichtigste Thema ist jedoch die Freundschaft mit allen Höhen und Tiefen, die Dannys Freunde verbindet.
In der Rezeptionsgeschichte liest man von Parallelen zu den Mythen um Arthurs Tafelrunde, andere werfen Steinbeck eine rassistische Darstellung der Lebensverhältnisse und Charaktere vor. All dies ist mir beim Lesen nicht aufgefallen.
Beeindruckt hat mich hingegen wieder einmal der klare, schlichte Erzählstil Steinbecks, der auch nach 80 Jahren seine Wirkung tut. Die kleinen Geschichten sind, lässt man Ort und Zeit und auch ihren primären Unterhaltungswert außen vor, universell. Die Charaktere, obwohl sie oberflächlich betrachtet schlicht und fast tölpelhaft erscheinen, wachsen in einigen Momenten der Erzählung über sich hinaus, leuchten und wirken nach.
Große Literatur, in der Tat.

John Steinbeck, Tortilla Flat. Süddeutsche Zeitung Bibliothek, Band 40, München 2004.

1 comment:

Herr Rau said...

Eins meiner Lieblinge. Ich mag Romane aus Kurzgeschichten ohnehin sehr gerne. Das mit Arthur wusste ich vorher schon, dann fällt es einem auf - "and walked slowly away, and no two walked together."