Viele von Nessers Romanen sind nicht im eigentlich Sinne als Kriminalromane zu betrachten. So auch Die Schatten und der Regen. Erzählt wird die Geschichte dreier Personen in einer schwedischen Kleinstadt, nämlich die der Geschwister David und Maria und ihrem Adoptivbruder Viktor. Viktor kam zur Familie, nachdem sein Vater seine Mutter tötete. Als Jahre später ein weiterer Mord an der jungen Sara geschieht, verschwindet Viktor spurlos, der Mord wird nie aufgeklärt. Als Viktor 30 Jahre später wieder in der Kleinstadt gesehen wird, holt Maria ihren Bruder nach Hause, um der alten Geschichte auf den Grund zu gehen.
Erzählt wird größtenteils aus der Perspektive Davids und Viktors. Beide reflektieren über Gegenwärtiges und Vergangenes und geben stückchenweise den Blick auf die Geschehnisse rund um den Mord frei. Die Charaktere sind - wie eigentlich immer bei Nesser - vielschichtig, dunkel und voller Selbstzweifel. Die Möglichkeit, das eigene Leben selbst zu beenden, wird immer wieder aufgegriffen und erscheint für die Protagonisten angesichts ihrer persönlichen Geschichte nahezu logisch. Die Aufklärung des Mordes geschieht ganz am Schluss durch einen letzten Perspektivwechsel und erscheint nach allem zuvor Erzählten logisch und ist dennoch völlig überraschend.
Es ist kein aufregender oder aufgeregter Roman, am ehesten noch eine leicht verstörende Studie menschlicher Abgründe. In jedem Sinne ein typischer Nesser.
Die Lesung von Dietmar Bär ist wie immer großartig und atmosphärisch absolut stimmig.
Hakan Nesser, Die Schatten und der Regen. Random House Audio 2006.
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