Nach seinem Bestsellererfolg mit Die souveräne Leserin, in der Alan Bennett eine äußerst unterhaltsame Geschichte über eine lesende Queen erzählt, habe ich einige der anderen Prosawerke des britischen Autors gelesen.
Schweinkram. Zwei unziemliche Geschichten (im englischen Original Smut: two unseemly stories) enthält zwei kürzere Erzählungen, die von ungewöhnlichen, schrägen sexuellen Beziehungen handeln.
Mrs. Donaldson erblüht erzählt von einer Witwe, die sich plötzlich in der seltsamen Situation wiederfindet, ihren Untermietern beim Sex zuzusehen - und zu ihrem eigenen Erstaunen, großen Gefallen daran finden.
In Mrs. Forbes wird behütet ergibt sich ein ziemlich unwahrscheinliches Beziehungsdurcheinander, als der eigentlich schwule Sohn eine höchst intelligente Frau heiratet, die relativ die Erpressung durch den Liebhaber ihres Mannes durchschaut und unterbindet, auch, um dabei die Schwiegermutter Mrs. Forbes vor der Wahrheit zu schützen, was diese aber eigentlich nicht nötig hat.
Beide Geschichten bestechen durch den ausgesprochen zynischen schwarzen Humor und die sehr britischen Charaktere, bei denen der Leser hinter die scheinbar spießig-korrekte Fassade schaut und sich wundern muss über die Geheimnisse, die er da erspäht. Sprachlich sind die Geschichten typisch Bennett, sehr ausgefeilt, und die Dialoge sind so trocken witzig, dass man sie eigentlich gleich jemandem laut vorlesen möchte.
Das Buch ist zudem ein typisches Wagenbach-Juwel, Quartband und Leineneinband, neben allem anderen ein haptisches Vergnügen.
Alan Bennett, Schweinkram. Zwei unziemliche Geschichten. Wagenbach, Berlin 2012.
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