Saturday, January 23, 2016

Elizabeth George - Nur eine böse Tat

Die Hardcover-Ausgabe des 18. Inspector-Lynley-Romans von Elizabeth George war mit 864 Seiten ein wirklicher Brocken im Stapel der ungelesenen Bücher. Die mittelprächtigen und schlechten Rezensionen ließen es auf der Leseliste immer wieder weit nach unten rutschen. Aber altgeliebte Autoren gibt man nicht so gern und nicht so schnell auf und so erschien die Audiobook-Ausgabe als ein möglicher Ausweg, wenn auch ein über 27 Stunden andauernder Ausweg.

Wie das Cover vermuten lässt, spielt ein Teil des Romans in der Toskana, so dass neben Lynley und Barbara Havers auch noch ein italienischer Kommissar zu den Protagonisten zählt.
Hadiyyah, die Tochter von Azhar, Barbaras Nachbar, wird von ihrer Mutter ohne Wissen des Vaters mitgenommen. Azhar ist am Boden zerstört und Barbara will ihm unbedingt helfen. Unbedingt. Damit ist das Hauptthema des Buches bereits dargelegt. Sie heuern einen zwielichtigen Privatdetektiv an, um Hadiyyah zu finden - später erfahren sie, dass das Kind in Lucca entführt worden ist, die Mutter ist in heller Aufregung und gibt Azhar die Schuld. Der reist daraufhin auch nach Italien, ebenso wie Lynley, der als Verbindungspolizist vermitteln soll, während Barbara in London bleiben muss. Um Azhar dennoch zu helfen, übertritt sie alle möglichen Vorschriften - aber sie will ihm unbedingt helfen. Ihren Aktionen fehlt jeder Verstand, eine Tatsache, die gänzlich charakterfremd ist für die sonst so scharfsichtige Barbara Havers, sie geht hohe Risiken ein, um einem Mann zu helfen, der ihr gegenüber nur milde Zuneigung zeigt und dessen Unschuld keineswegs erwiesen ist.
Als Hadiyyah gefunden wird,wundert man sich, dass noch die Hälfte des Romans übrig ist. Die ganze Dramatik wiederholt sich, als Hadiyyas Mutter kurz darauf ermordet wird. Azhar wird beschuldigt und verhaftet, Havers zwanghafte Aufopferung geht in eine weitere Runde. 

Zum Glück hat zumindest der italienische Kommissar noch seinen Verstand beisammen und klärt das Verbrechen auf, so dass sich in Teilen alles zum Guten wendet. Nur Havers scheint eigentlich nicht zu retten zu sein, aber ein ebenso untypisches Verhalten ihrer Vorgesetzten Ardery wendet das Schlimmste ab. Die Beziehung zu Lynley scheint aber dennoch zerstört - hier ist abzuwarten, wie die Autorin das im folgenden Band fortsetzen wird. 

Langatmiger Erzählstil, überflüssige Handlungsteile, atypisch und kopflos handelnde Protagonisten, unter- sowie überentwickelte Nebencharaktere, kaum Ermittlungstätigkeit und ein etwas erzwungener Schluss - dieser 18. Band war ähnlich schlimm wie befürchtet. Im nächsten soll George angeblich wieder den Fokus auf den Kriminalfall und die Ermittlung legen, das lässt hoffen. Milde hoffen. 

Elizabeth George, Nur eine böse Tat. Hörverlag 2015.



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