Der Ich-Erzähler erinnert sich an die leckere Currywurst an der Imbissbude von Lena Drücker in der Nähe des Hauses seiner Tante in Hamburg. Es heißt, Lena Drücker habe die Currywurst entdeckt. Er versucht dieser Behauptung nachzuspüren und findet Frau Drücker im Altenheim, wo sie ihm Torte essend und strickend die Geschichte erzählt, die ins Jahr 1945 zurückreicht.
Lena Drücker versteckt in den letzten Kriegswochen einen jungen Marinesoldaten in ihrer Wohnung. Er rettet sich dadurch vor dem sicheren Tod, weil er als letzte Instanz gegen die herannahenden Panzer der Alli
erten kämpfen soll. Lena Drücker dagegen genießt es, jemanden in der Wohnung um sich zu haben, auch wenn es nicht ganz ungefährlich ist. So verschweigt sie ihm schließlich das Kriegsende, um ihn noch länger bei sich behalten zu können. Vor lauter Trübsinnigkeit verliert der Mann dabei seinen Geschmackssinn. Ohne Aussprache mit Lena rennt er schließlich davon, als er doch vom Kriegsende erfährt. Sie schlägt sich nun wieder allein durch, ihren aus Gefangenschaft zurückgekehrten Ehemann, der sie ständig betrügt, setzt sie kurzerhand vor die Tür. Als sie ihren Job verliert, muss sie einen Neuanfang wagen und übernimmt den Imbissstand. Die Organisation der ersten Gerichte im Nachkriegsdeutschland erfordert enormes Geschick im Verhandeln und Tauschen. Sie bekommt Wurst ohne Darm, kein Speiseöl, sondern Curry, das sie aus sentimentalen Gründen annimmt, weil es sie an eine Geschichte des Marinesoldaten erinnert. Diese Zufälle führen schließlich zur ersten Currywurst, die sich von Lena Drückers Stand aus in Deutschland verbreitet.
Es ist eine anrührende Geschichte von Liebe, Lebenswillen und Frauenpower, auch die Seniorin Lena Drücker ist bewundernswert geschildert. Der Ich-Erzähler zollt ihr viel Respekt. Die politischen Bezüge sind geschickt verpackt, ohne Holzhammer oder moralischem Zeigefinger, statt dessen mit viel Sensibilität.
Uwe Friedrichsen macht dieses Audiobook zu einem perfekten Hamburgerischen Erlebnis, er spricht die Lena Drücker unvergleichlich gut. Ich hatte große Freude daran.
Uwe Timm, Die Entdeckung der Currywurst. Litraton 2004. Ungekürzte Lesung von Uwe Friedrichsen.
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