Gern hätte ich diesen Roman mehr gemocht. Es ist ein intensiver, emotionaler Trip auf den man sich in Zeiten des Aufruhrs begibt - aber eben auch ein sehr bedrückender und gar nicht heiter.
Dass die Ehe zwischen April und Frank eine Katastrophe ist, daran besteht von Anfang an kein Zweifel, und auch das Grundproblem eines künstlichen Lebens ohne Wahrhaftigkeit ist stets präsent. Er, ein Mann mit dem Anspruch ein Intellektueller zu sein, der aber in einem konformen, uninteressanten Bürojob arbeitet. Sie, eine Frau, die zu früh schwanger geworden ist und sich schrecklich in ihrer Rolle als 50er-Jahre-Hausfrau langweilt. Beide spüren, im Alltag und bei ihren extremen Streitereien, dass es so nicht weitergehen kann, jedoch verharren beide in der unerträglichen Situation. Die Ausbruchsversuche - der Traum von einem Neuanfang in Europa, eine lieblose Affäre und ein verirrter One-Night-Stand - scheitern alle. Aprils Verzweiflung nimmt zu, ihr drastischer Ausweg ist vorhersehbar und schrecklich.
Im Kontext seiner Entstehung ist Zeiten des Aufruhrs eine interessante Charakter- und Milieustudie, der Finger in der Wunde der Vorstadtlüge der 50er Jahre. Vielleicht ist es gewollt, vielleicht muss es so sein, aber ich empfinde die Protagonisten beide in ihrer Art zu denken und zu handeln und vor allem miteinander zu sprechen gewissermaßen abstoßend. Und zwar derart, dass es schwer fällt, Achtung vor der erzählerischen Leistung des Autors zu haben. Das mag nicht fair sein, aber ist auch nicht hinwegzureden. Ich bin froh, diesen Charakteren nicht weiter begegnen zu müssen.
Richard Yates, Zeiten des Aufruhrs. Deutsche Grammophon 2007.
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