In der Kleinstadt Gullspång verschwindet eines Nachts die siebzehnjährige Annabelle. Die einheimische Polizei fordert Verstärkung an, die Stockholmer Polizei schickt zwei Kollegen, eine davon ist Charlie Lager. Diese berät in eine Art Schockstarre, als sie erfährt, wohin sie geschickt wird: Als Kind hat sie selbst in Gullspång gelebt, bis sie nach dem Tod der Mutter von dort floh und sich selbst geschworen hatte, nie mehr zurückzukehren.
So überlagern sich - für Charlie und für den Leser - die Geschehnisse mit Rückblenden in die Vergangenheit. Auch was Annabelle in der Nacht ihres Verschwindens erlebt, erfahren wir durch ihre Augen. Durch die verschiedenen personalen Erzähler wird zwar schnell ein Netz der Zusammenhänge gewoben, aber nur häppchenweise erfährt man, was genau geschehen ist. Nur dass es nicht gut enden kann, das scheint von Anfang an klar zu sein.
Wie in so vielen schwedischen Krimis ist es eine "beschädigte" Ermittlerin, fähig in ihrem Job, dort intelligent handelnd, in Bezug auf sich selbst trifft Charlie eine falsche Entscheidung nach der anderen. Dennoch wird sie dadurch nicht unsympathisch, man entwickelt durchaus Mitgefühl und wünscht ihr eine Chance, sich von den Geschehnissen ihrer Kindheit lösen zu können, um nicht mehr mit diesen Geistern kämpfen und leben zu müssen.
Es ist ungewöhnlich, dass der problematische Background der Ermittlerin gleich im ersten Band und dazu noch so prominent zum Thema gemacht wird. Einzig störend daran war manchmal, dass dieser Aspekt Vorrang vor dem tatsächlichen Fall der verschwundenen Annabelle erlangt, zumal dann noch eine weitere Ebene aus der Vergangenheit eröffnet wird. So ist der Kriminalfall beinahe eher Mittel zum Zweck oder nur der Auslöser für Charlie Lagers Bewältigung ihrer problematischen Kindheit. Vermutlich wäre es interessant zu sehen, wie die Autorin mit ihrer Protagonistin im zweiten Band weiter umgeht. Ich wäre nicht abgeneigt...
Lina Bengtsdotter, Löwenzahnkind. Hörverlag 2019.
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