Thursday, January 28, 2021

Volker Kutscher - Die Akte Vaterland

Gereon Rath ermittelt in Die Akte Vaterland in seinem vierten Fall. Es ist Juli 1932 und die Weltwirtschaftkrise und der aufkommende Nationalsozialismus prägt den Alltag. Nachdem Charly seinen Heiratsantrag angenommen hat, könnte er sich glücklich schätzen, doch bekommt er es mit einem Fall zu tun, der ihn buchstäblich aus seinem Leben in Berlin reißt. Die Spuren im  Mord an dem Spirituosenhändler Lamkau und einem weiteren Fall führen nach Ostpreußen und so reist Rath in die masurische Kleinstadt Treuburg. Die Ermordeten arbeiteten früher beide für die dort ansässige Destillerie Luisenbrand. Rath erscheint der Besitzer Wengler verdächtig und so stöbert er weiter in dessen Vergangenheit und macht sich damit nicht nut bei Wengler in Treuburg unbeliebt. Weitere Morde geschehen und auch Rath selbst gerät in Lebensgefahr, bis er schließlich doch noch die Zusammenhänge aufdecken kann. 

Auch in diesem Band gelingt es Volker Kutscher auf großartige Weise, das detailliert recherchierte und geschilderte historische Geschehen im Jahr 1932 mit einem spannenden Kriminalfall zu verknüpfen. Er politisiert nicht im eigentlichen Sinne, lässt die Ereignisse eher beiläufig einfließen und bildet damit einen authentischen Hintergrund mit plausibel handelnden Figuren. Sein Wissen um das historische Berlin ist beeindruckend und unterhaltsam. Hier sei nur die am Potsdamer Platz heute wieder zu bestaunende erste Verkehrsampel (siehe Cover) zu erwähnen, in dessen Turm Kutscher kurzerhand einen der Morde geschehen lässt. Gefallen hat mir auch die Schilderung des dörflichen Alltags in Masuren, die im Buch geschilderte Abstimmung (1920), ob der Ort zu Preußen oder zu Polen gehören wolle, hat tatsächlich stattgefunden. Insgesamt ist die Reihe von Volker Kutscher bisher durchgehend sehr lesenswert, hinter der die ihr nachempfundene Fernsehproduktion weit zurückbleibt.

Volker Kutscher, Die Akte Vaterland. Argon 2018.

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