Mit dem Titel Tagebuch eines Killerbots und der Seitenzahl (573) hätte ich wahrscheinlich sonst nie zu Martha Wells' Buch gegriffen - wieder einmal suchte ich aber etwas für die Popsugar Reading Challenge 2022. Es sollte ein Buch sein, dass den Hugo Award gewonnen hat - so landete der Killerbot auf der Liste.
Obwohl ich Science Fiction mag, lag der Roman auch thematisch leicht außerhalb der Komfortzone mit all dem Techzeug, aber ich wurde positiv überrascht. Protagonist der Serie (denn in diesem Band werden die ersten vier Novellen/Kurzromane zusammengefasst) ist der "Killerbot", der sich sarkastisch selbst so nennt. Eigentlich ist er ein Hybrid, als Roboter konzipiert, aber mit menschlichen Komponenten ausgestattet. Gesteuert wird er computerbasiert durch verschiedene Routinen, die ihm ermöglichen als SecUnit für die Sicherheit von menschlichen Klienten zu sorgen, Panzer und integrierte Waffen tun das übrige. Doch diese SecUnit hat ihr firmenbasiertes Überwachungsmodul gehackt und sich damit von bestimmten Aspekten ihrer Programmierung abgekoppelt. Sie versieht weiterhin ihren Job, hat aber gleichzeitig mentale Freiheiten (zum Beispiel das exzessive Anschauen von Unterhaltungsserien). Natürlich birgt die fehlende Steuerung bzw. die langsam zunehmenden Empfindungen, die mit ihrer Freiheit einhergehen, neue Herausforderungen bei der Interaktion mit den menschlichen Klienten. Im Grunde ist diese SciFi-Geschichte also ein hochtechnisierte Coming-of-Age-Geschichte mit einem sehr zynischen, selbstkritischen Protagonisten.
Dazu kommt ein sich durch die vier Bände ziehender Plot von fiesen Großfirmen, die für ihren Profit vor nichts zurückschrecken. Hätte die SecUnit nicht ihren Job extrem gut erledigt, wäre die Gruppe der alternativen, selbstbestimmt lebenden Menschen um Dr. Mensah schon im ersten Band bei ihrer Forschungsmission von ihnen getötet worden. Dr. Mensah kauft deswegen die SecUnit von ihrer Betreiberfirma frei - woraufhin diese erst einmal untertaucht, weil sie nicht weiß, was sie mit ihrem plötzlich gewonnenen Leben anfangen soll. An manchen Stellen geht es zwar etwas zäher voran, viele Seiten, auf denen es darum geht verschiedene Sicherheitsvorkehrungen auszuschalten, aber es gibt auch actionreiche Szenen, die sehr anschaulich geschildert werden und gleichzeitig durch die ironischen Kommentare der kämpfenden SecUnit recht witzig sind.
Alles in allem bin ich sehr angetan von Tagebuch eines Killerbots und kann es jedem, der Science Fiction nicht komplett von seinem Lesemenü gestrichen hat, empfehlen.
Martha Wells, Tagebuch eines Killerbots. Heyne, München 2019.
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