In Gesellschaft kleiner Bomben ist ein Roman des indisch-amerikanischen Schriftstellers Karan Mahajan, der im Jahr 2017 für einiges Aufsehen sorgte und unter anderem als eines der „25 wichtigsten Bücher der Saison“ betitelt wurde (Spiegel online).
In Delhi explodiert auf einem Markt eine ‚kleine Bombe‘. Dabei werden die Brüder Khurana getötet, ihr Freund Mansoor überlebt – alle drei sind noch Kinder. Attentate wie dieses geschehen nicht selten, kurz berichten die Medien darüber, danach wird das Thema von einer anderen kleinen Tragödie abgelöst. Hier setzt Mahajans Idee an: Er verfolgt die Auswirkungen dieser einen kleinen Bombe auf das Leben der Menschen über Jahre hinweg. Er beginnt mit der akuten Trauer, die die Familie Khurana erfasst, ihren Selbstzweifeln und Depressionen, und schließt deren Auseinandersetzung mit den angeblichen Tätern ein, wobei immer die Unsicherheit bleibt, ob die indische Polizei, die als korrupt und folternd dargestellt wird, tatsächlich die richtigen verhaftet hat.
Doch auch Mansoor und seine Familie sind massiv betroffen, Schuldgefühle und Wut, aber auch bleibender psychischer und physischer Schmerz begleiten vor allem Mansoor über Jahre. Nach den Attentaten von 9/11 sieht sich der muslimische Mansoor auch zusätzlich Anfeindungen ausgesetzt, er will sich für einen gewaltfreien Protest einsetzen und schließt sich einer Aktivistengruppe an, deren Aktionen leider nicht den gewünschten Erfolg haben.
Ein Mitglied der Gruppe, Ayub, mag sich damit nicht abfinden und sucht andere Wege. Hier webt Mahajan die Perspektive der Bombenbauer und Attentäter ein, beschreibt ihren Werdegang, ihre Erfahrungen im System, ihre Beweggründe.
Die kleinen Bomben wirken im Roman auf vielen Ebenen nachhaltig, prägen das Leben der Menschen – das der Opfer, der Überlebenden, der Angehörigen und der Täter, deren Leben nach dem Attentat ebenfalls vollständig verändert ist. Dabei hat der Autor für alle Empathie und schildert ihre Emotionen nachdrücklich. Hierin liegt sicherlich die Stärke des Romans, auch wenn ich manchen der Perspektiven eher unwillig gefolgt bin und mir nicht alle Protagonisten gefallen haben. Inhaltlich ist In Gesellschaft kleiner Bomben sicherlich ein interessantes und wichtiges Buch, als Leseerfahrung hatte es für mich persönlich einige Durststrecken, dennoch ist es gut, die Perspektivwechsel erfahren zu haben.
Karan Mahajan, In Gesellschaft kleiner Bomben. Culturbooks, Hamburg 2017.
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