Milan Kundera veröffentlichte seinen Roman Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins 1984 aus dem französischen Exil, denn er kehrte nach einer Gastprofessur in Rennes ab 1975 nicht mehr in die Tschechoslowakei zurück. Die Themen, die ihn auch in diesem Roman beschäftigen, sind die universellen der Liebe und des Lebens, aber auch der Kommunismus in seinen ganz konkreten Erscheinungsformen.
Eher als Anlass für philosophische Überlegungen berichtet der durchaus nicht gerade zuverlässliche Erzähler die Geschichte von Teresa und Thomas. Ein mehrfacher Zufall bringt die Kellnerin und den Arzt im Prag der 60er Jahre zusammen. Obwohl Thomas Teresa liebt, ist er ihr in Serie untreu, er behauptet, seine erotischen Abenteuer zu brauchen. Die unsichere Teresa will weg von der Abhängigkeit zur Mutter, begibt sich aber statt dessen in eine neue emotional ungleiche Beziehung, wobei sie ihre Schwäche dazu benutzt, Thomas trotz allem an sich zu binden.
Anhand der Protagonisten und einiger Nebenfiguren wird außerdem geschildert, wie die Ereignisse des Prager Frühlings und der daran anschließenden Zeit Einfluss auf das Leben Einzelner sowohl in der Tschechoslowakei als auch für Exilanten hatte. Kundera lässt seinen Erzähler außerdem phasenweise das Politische mit dem Philosophischen verknüpfen, indem er ihn reflektierend aus der Geschichte heraustreten lässt, die Beziehungen der Figuren analysiert und weitere Gedankengänge beispielsweise zum „Leichten und Schweren“ oder zu „Körper und Seele“ folgen lässt.
Manche Überlegungen wirkten auf mich leicht esoterisch und wenig glaubhaft, anderes fand ich bedenkenswert. Mit dieser Art des Erzählers hatte ich allerdings so meine Schwierigkeiten, gewinnt man doch den Eindruck, seine Figuren seien für ihn zweitrangig und ihr Schicksal beliebig. Anrührend fand ich allein die Bedeutung, die der Hund Karenin für Teresa und Thomas erhält, auch wenn die Überlegungen zu Massentierhaltung und zur Philosophie (Nietsches Tierethik) dem wieder etwas störend entgegengestellt werden.
Insgesamt war Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins ganz und gar kein leichtes Leseerlebnis, sondern enthielt eher Schweres und Sperriges und war damit eine Begegnung, die ich nicht wiederholen muss.
Milan Kundera, Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Random House Audio 2015.
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