Als die Corona-Pandemie ausbricht, verkriecht sich der Autor H.D. Walden (eigentlich
Linus Reichlin, Schweizer Schriftsteller und Journalist) in einer Hütte im Wald in Brandenburg, während seine Freundin als Krankenschwester im Krankenhaus extra Schichten erträgt. In
Ein Stadtmensch im Wald berichtet er von seiner totalen Entschleunigung dort im Wald. Er liest, er beobachtet die Vögel und später auch Waschbär, Igel und Fuchs. Er hat keine Ahnung von Tieren und keine Erfahrung in der Natur. Schritt für Schritt nähert er sich den Tieren an, indem er sie füttert und mit ihnen spricht und dazwischen einige Google-Recherchen betreibt. Dabei betrachtet er seine Unkenntnis durchaus mit einer guten Portion Selbstironie und einige der Erlebnisse mit "seinen" Tieren sind wirklich witzig beschrieben. Später wird die Geschichte etwas schräg, als er den Waschbären, den er als sein Haustier betrachtet, vor dem vermeintlichen Abschuss einer Jägerin retten will und dafür mehrmals täglich zu einem Ansitz wandert. Er wird in der Idylle rastlos, während seine Freundin schon längst erkannt hat, dass er wieder unter Menschen muss.
Es ist ein kurzes Buch mit schönen Illustrationen von Elisa Rodriguez Scasso mit einigen unterhaltsamen Passagen, allerdings hat es mich an keiner Stelle völlig begeistern können, dafür war noch zu wenig Wald und zu viel Vermenschlichung der Tiere darin für meinen Geschmack, wenngleich ich den Gedanken, dass das Verbleiben in der Natur schließlich zu einer anderen Wahrnehmung von Zeit und dem, was wichtig ist, führt, bestechend finde.
H.D. Walden, Ein Stadtmensch im Wald. Galliani, Berlin 2021.
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