Elena nimmt die Ungerechtigkeiten der Geschlechterrollen immer stärker war und gerät in innere und äußere Konflikte - die eigene Erwartungshaltung an sich als gute Mutter, die aber auch weiter als Schriftstellerin erfolgreich sein will, die konservative Haltung ihrer Familie und ihres Mannes, stillzuhalten und an ihrem häuslichen Platz zu verweilen, die zunehmende Lieblosigkeit ihrer Ehe, die einhergeht mit einer sexuellen und gefühlsmäßigen Unzufriedenheit. Sie rennt in verschiedene Sackgassen und trifft schließlich den Mann wieder, den sie glaubt, immer schon geliebt zu haben. Das mühsam aufrechterhaltene Konstrukt der Ehe zerbricht und sie bricht auf zu einem neuen Leben.
Erzählerisch konsequent setzt dieser dritte Band die Geschichte fort. Nach wie vor bleibt der Fokus bei den Protagonistinnen, wir nehmen ihre Welt wahr. Lilas Sicht wird eingetrübt und unsicherer, denn wie gewohnt, sehen wir sie nur durch die Augen der Freundin. Und die bildet sich allerhand ein, versucht zu beobachten, verliert aber immer wieder über weite Strecken den Kontakt, weil sie sich von ihrer Heimat räumlich und gesellschaftlich entfernt. Dabei wäre Lilas Geschichte vielleicht die interessantere von beiden, denn Elenas Verweilen in der für sie lange schon unerträglichen Situation mit einem unpassenden und ignoranten Ehemann ist aus heutiger Sicht schwer zu ertragen. Ständig möchte man ihr zurufen "Dann geh doch endlich!" - was sie aber erst am Ende des über 15 Stunden dauernden Hörbuchs schafft. Leider geht sie vermutlich aus den falschen Gründen... aber das wird dann wohl im finalen Band vier erzählt werden.
Elena Ferrante, Die Geschichte der getrennten Wege. Hörverlag 2013.
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