Saturday, June 10, 2023

Myron Levoy - Drei Freunde

Mag sein, dass die Jahre an Myron Levoys Jugendbuch Drei Freunde (erstmals 1984 erschienen) vorbeigezogen sind. Inzwischen sind einige andere und vielleicht bessere Romane zum Thema Homo- bzw. Bisexualität geschrieben worden. Für mich war es damals ein außergewöhnliches Buch, nicht nur wegen der schwierigen Dreiecksbeziehung der Protagonisten, sondern auch wegen der Frage des Andersseins, des Nicht-ins-Raster-Passens.  

Joshua ist ein talentierter Schachspieler, Karen engagiert sich intensiv und lautstark für Feminismus und demonstriert gegen Atomkraft, während Lori wunderbar zeichnen kann, aber unter starken Stimmungsschwankungen leidet. Alle drei sind in der Schule Außenseiter und daher ist es ein Glück, dass sie sich als Freunde zusammenfinden. Als Joshua und Karen zusammenkommen, fühlt sich Lori als Belastung für die beiden, weil sie Lori weiterhin bei ihren Unternehmungen mitnehmen, aber natürlich auch gern allein wären. In ihren Träumen sieht alles ganz anders aus. Gleichzeitig setzt Karen Joshua unter Druck, dass Schach nur dazu diene, Macht auszuüben und er seine Qualitäten anderswo besser einsetzen könnte. Die inneren Konflikte der Gruppe können schließlich erst in dem Moment offen ausgetragen werden, als Loris Selbstmordversuch sie dazu zwingt. 

Aus heutiger Sicht gibt es einige Kritikpunkte an dem Jugendroman, die "Hobbypsychologie" Joshuas beispielsweise oder Karens etwas oberflächliche Reaktion auf Loris Liebesgeständnis. In meiner Lesebiografie wird Drei Freunde  aber immer einen besonderen Platz einnehmen. 

Myron Levoy, Drei Freunde. dtv, München 1987.

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