Der Roman spielt im Jahr 1917 während des ersten Weltkriegs und Arthur Hastings ist krankheitsbedingt auf Urlaub von der Front. Er verbringt ihn auf Einladung seines Freundes John Cavendish auf dem Gut Styles. Dort ist die Stiefmutter Emily Inglethorp von John gerade erneut und frisch verheiratet mit Alfred Inglethorp. Letzteren mag keiner der übrigen Bewohner gern leiden und so ist er der erste Verdächtige, als Emily an einer Strychninvergiftung stirbt. Zum Glück ist Poirot in der Nähe und übernimmt die Ermittlungen. Auch wenn der Personenkreis auf das Gut begrenzt ist, so ist bald klar, dass jede und jeder Dinge zu verbergen hat und so sind früher oder später alle verdächtig. Hasting ist, ebenso wie der Lesende, oft auf der falschen Fährte, während Poirot zurückhaltend mit seinen Überlegungen umgeht, so dass es viele überraschende Wendungen mitzuerleben gilt, bis Poirot am Schluss alles mit der ihm eigenen logischen Art aufdecken kann.
Verblüffenderweise merkt man Das fehlende Glied in der Kette nicht an, dass es das Erstlingswerk der Autorin ist. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, Hasting und Poirot liefern sich gegenseitig ihre Schlüsselmomente (der eine aus Unverständnis, der andere mit der ihm eigenen Arroganz) und der Plot ist in sich logisch. Aus heutiger, aber wohl auch aus damaliger, kriegsbeeinflusster Sicht ist das Setting wunderbar "klassisch" - das abgelegene Herrenhaus, der eingegrenzte, aber illustre Personenkreis im wohlerzogenen Stil. Kontrastreicher zum Kriegsgeschehen hätte Christie ihren Roman kaum anlegen können. Das mag zum Erfolg beigetragen haben, denn man sehnte sich vermutlich zurück zu einer kontrollierbaren, geordneteren Welt - aber wirklich beeindruckend ist die Erschaffung dieses Protagonisten und mit ihm der Beginn des sogenannten Goldenen Zeitalters des Detektivromans.
Agatha Christie, Das fehlende Glied in der Kette. Hörverlag 2018.
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