Wüstenblume von Waris Dirie (zusammen mit der Autorin Cathleen Miller geschrieben) erschien im Jahr 1998 und erzählt die Geschichte Diries beginnend mit ihrer Kindheit als Nomadin in der somalischen Wüste bis zu ihrer Karriere als Model in den 80er und 90er Jahren. Das Buch erregte viel Aufsehen bei seiner Veröffentlichung, weil es schonungslos die
Genitalverstümmelung in all ihren Auswirkungen schildert.
Durch ihre Berühmtheit schaffte sie es, auf dieses Thema weltweit
aufmerksam zu machen, und schuf in der Folge verschiedene Organisationen und Kampagnen bis hin zur Gründung von ganzheitlichen Kliniken für die Opfer.
Mit Achtung und Liebe schildert die Autorin ihre Kindheit in Somalia, sie erklärt die gesellschaftlichen Gründen, die die Menschen an dem grausamen Ritual der Genitalverstümmelung festhalten lässt, distanziert sich aber zugleich davon. Wie groß das Leiden jedoch gewesen sein muss, wird an ihrer unfassbaren Flucht mit nur 13 Jahren durch die Wüste und ihr Entschluss, nicht nur bei den Verwandten zu bleiben, um der Zwangsheirat zu entkommen, sondern sogar die Flucht ins unbekannte Großbritannien auf sich zu nehmen, deutlich. Ihre Schilderung der Ausbeutung durch die Familie ihres Onkels, einem Botschafter in London, bei dem sie ohne die Möglichkeit zur Schulbildung und ohne Entgelt den Haushalt führte, fällt vergleichsweise mild aus. Wärmer wird ihre Erzählung, wenn sie von der Unterstützung durch ihre Freundinnen in London erzählt, die sie dazu drängten, ihre Chance auf Karriere als Model zu ergreifen. Insgesamt wirkt ihre Reise märchenhaft und unglaublich. Beginnend mit diesem Buch nutzt sie ihren Erfolg zur Unterstützung von Millionen von Frauen, die leider immer noch unter den barbarischen Beschneidungen zu leiden haben. Deswegen ist
Wüstenblume auch leider immer noch ein aktuelles, ein wichtiges Buch.
Waris Dirie, Wüstenblume. Ullstein Hörverlag 2000.