Monday, October 08, 2012

Cornelia Funke - Reckless



Cornelia Funke entwirft in Reckless – Steinernes Fleisch erneut eine Parallelwelt, wie sie es in ihrer Tinten-Trilogie bereits getan hat. Durch einen Spiegel gelangen die Protagonisten in eine Welt, die unserer zwar in manchen Dingen ähnelt, aber deutlich mystischer und magischer ausfällt. Gestalten und vor allem Zauberdinge aus den Märchen unserer Welt sind dort real, oftmals aber düsterer und gefährlicher als selbst das grausamste Märchen in unserer Realität. Neben Zwergen, Feen und Menschen gibt es auch noch eine weitere Bevölkerungsgruppe, die Goyl. Die Goyl haben eine steinerne Haut und streben nach jahrhundertelanger Verfolgung durch die Menschen nun an, nicht nur ihre eigene Unterwelt, sondern auch die oberirdische Welt zu beherrschen. Durch einen Feenzauber führen die Verletzungen der Goyl bei Menschen dazu, dass ihr Fleisch wie bei den Goyl zu Stein wird.
Als dies bei seinem Bruder Will geschieht, setzt Jacob  Reckless alles daran, seinen Bruder vor der schrecklichen Verwandlung zu retten und entkommt dabei mehrmals selbst nur knapp dem Tod.
Funkes fantastische Parallelwelt ist kein nettes Märchenland, auch wenn Rapunzelhaare, Hexenbesen und andere Wunderdinge einen dies glauben machen könnten, die Menschenfresser oder der todbringende Schneider stammen eher aus dem Gruselkabinett. So wird man immer wieder an die eigenen Märchen und Sagen erinnert, die seltsam verzerrt in dieser anderen Welt auftauchen, und dabei auch regelmäßig überrascht, weil vieles eben doch anders ist als erwartet. Das politische Geschehen, die Kriege, das Verhandeln, das in den Rücken fallen,  und die vielfach egoistischen Beweggründe der Figuren sind uns dagegen seltsam vertraut. Ein Spiegel, der uns vorgehalten wird?
Dennoch machen Funkes Figuren Freude, vor allem Jacob und seine Gefährtin, die gestaltwandelnde Füchsin, sind vielschichtig und interessant.  Dies gilt weniger für Will und seine Freundin Clara, die beide leider deutlich oberflächlicher gezeichnet sind, wobei eine Innensicht gerade Wills, dessen Äußeres und zugleich seine Identität sich wandeln, spannend gewesen wäre. Vielleicht ist dies aber auch der Unterschied eines Erwachsenenromans zum Jugendbuch, wo eine gewisse Vereinfachung sowohl die Textlänge im Rahmen hält, als auch das Verständnis erleichtert. 

 Cornelia Funke, Reckless – Steinernes Fleisch. Dressler 2010.

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