Inspector Lynley und Barbara Havers sind inzwischen beim 17. gemeinsamen Band angekommen. Die Verhältnisse haben sich derweil etwas verschoben. Lynley, immer noch angeschlagen durch den Tod seiner Frau Helen, hat eine Affäre mit seiner Chefin Isabelle Ardery, die wiederum neben der Eifer- und Kontrollsucht auch mit ihrem Alkoholismus zu kämpfen hat.
Daher ist es etwas problematisch, als Lynley von seinem Vorgesetzten Hillier zu einer diskreten Ermittlung nach Cumbria in den Norden geschickt wird, von der Ardery nichts wissen soll. Der Neffe eines adligen Toilettenherstellers ist ertrunken – war es ein Unfall oder war es Mord? Lynley bittet seine Freunde Simon und Deborah Sinclair zu Hilfe, die mit ihm die Familie des Opfers unter die Lupe zu nehmen. Jeder hat etwas zu verbergen, immer mehr schmutzige Wäsche wird hervorgezerrt, die nur teilweise mit dem Tod des Neffen zu tun hat, so dass schlussendlich ganz andere Ergebnisse bei den Ermittlungen herauskommen als eigentlich gewollt.
Glaube der Lüge (Originaltitel Believing the Lie) beschäftigt sich weniger mit der kriminalistischen Aufklärung eines Mordfalls als vielmehr mit den Verstrickungen und Geheimnissen, die jeder scheinbar mit sich herumträgt. Keiner der Beteiligten sagt die Wahrheit, erst am Schluss zeigen einige ihre echten Gefühle und Interessen. Auch die liebgewonnenen Protagonisten müssen sich Selbstbetrug und verborgene Interessen gegenüber ihren Partnern eingestehen, so hat sich George für jeden Lügen ausgedacht, an die zu glauben oder die zu enttarnen jeder für sich entscheiden muss.
Als Kriminalroman ist Glaube der Lüge kaum zu bezeichnen, wenngleich das Buch durchaus spannend ist, gerade wenn sich die parallelen Erzählstränge sich ihren unterschiedlichen Enden nähern. Nicht alles geht gut aus, so dass sich schon wieder neue Fragen für den Folgeband entstehen. Unsere liebgewonnenen Protagonisten Lynley und Havers machen beide am Ende die Erfahrung, dass sie das Glauben an bequeme Lügen in die Irre geführt hat und brechen mit der Lüge, die Folgen sind noch nicht absehbar.
Elizabeth George, Glaube
der Lüge. Goldmann, München 2012.
No comments:
Post a Comment