Oft ist es ja so, dass literarisch anspruchsvolle Werke kein breites Publikum, keine Fans finden. Markus Orths kurzer Roman Das Zimmermädchen ist von vielen Rezensenten hochgelobt worden, wenn man die zahlreichen Zitate auf der Website des Verlags Schoeffling & Co. liest.
Doch beeindruckt hat mich der Roman nicht besonders.
Die Protagonistin Lynn kehrt nach einer langen, nicht näher spezifizierten Therapie in einer Klinik nach Hause zurück und ist offensichlich noch nicht wieder in der Lage ein sogenanntes normales Leben zu führen. Sie entwickelt einen massiven Putzzwang, den sie bei ihrem Job als Zimmermädchen in einem Hotel hervorragend ausleben kann. In Ermangelung von tragfähigen Beziehungen, egal ob zu Freunden, Kollegen oder ihrer Mutter, beginnt sie sich ebenso zwanghaft für die Identitäten der Hotelgäste zu interessieren, interpretiert deren Leben aus den Fundstücken in ihren Zimmern, "probiert" deren Leben an. Dies gipfelt schließlich darin, dass sie sich unter den Betten versteckt und so die Abende und Nächte der Hotelgäste miterlebt, ohne dass diese es bemerken. Gesund wird sie dadurch nicht, ihre Zwänge steigern sich zusehens, der Versuch, eine relevantere Beziehung zu einer Prostituierten aufzunehmen, scheitert ebenfalls.
Am Schluss stehen Lynn und ebenso der Leser vor einem Scherbenhaufen.
Lynns Unfähigkeit, eine eigene Identität aufzubauen, ein eigenes Leben zu leben, ist verstörend und sicherlich von Orths literarisch gut umgesetzt. Die Erzählung zeigt das Scheitern in und an einer Gesellschaft, die zwar Individualität großschreibt, aber dennoch keinen Raum dafür lässt, die Protagonistin fühlt sich anders, aber dabei gänzlich unverstanden und allein, selbst die Therapeuten verstehen sie nicht. Die Zwanghaftigkeit, mit der Lynn Ordnung schaffen will, ist ein verzweifelter Versuch, die Diskrepanz zwischen ihrem formlosen Selbst und der gesellschaftlichen Norm auszugleichen. Es gelingt ihr nicht, sie scheitert.
Und hierin liegt auch das Problem des Romans. Die Perpektivlosigkeit mag realistisch und gut ausgearbeitet sein, doch was tut der Leser damit? Weiterentwicklung der Protagonistin Fehlanzeige. Das Scheitern allein als Sinn eines Romans ist zu wenig.
So hat Orths meines Erachtens zwar durchaus eine interessante Idee, aber die, änlich wie schon bei Lehrerzimmer, nirgendwohin führt.
Markus Orths, Das Zimmermädchen. Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2008.
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