Eigentlich erwartete man keinen weiteren Harry Hole Roman nach dem Ende von Die Larve.
Doch Nesbø trennt sich nicht von seinem zerrissenen Helden, im Gegenteil, er gibt ihm eine Wende in seinem Leben. Er hat sich von der Ermittlertätigkeit zurückgezogen und unterrichtet lieber Polizeistudenten. Doch als ihn die alten Kollegen um Hilfe rufen, gerät er in Zwiespalt.
Ein Unbekannter ermordet Polizisten an Tatorten unaufgeklärter Mordfälle. Dabei hinterlässt er kaum brauchbare Spuren. Und Oslos einziger Spezialist für Serientäter ist Harry. So wird er doch wieder mitten ins Geschehen hineingezogen.
Wie immer gibt es viele Nebenerzählstränge und einige Sackgassen, teilweise war dies beim Audiobook verwirrend, schwierig alles auf Anhieb einzuordnen, weil man nicht so einfach zurückblätternd nachschlagen kann.
Am beeindruckendsten an Koma ist sicher der charakterliche Wandel des Protagonisten, der sich trotz der akuten Bedrohung nicht von seinem neuen Weg - Familie - abbringen lässt. Damit dreht Nesbø seinen Harry um 180 Grad, lässt ihm dabei seine Qualitäten als Ermittler und Kollege. Ein mutiger Schritt, gerade bei einem Charakter, der in seiner Zerüttetheit weltweit eine so große Fangemeinde versammelt. Funktioniert aber.
PS.: In allen anderen Übersetzungen ist man dem Originaltitel "Politi/Polizei" gefolgt, der auch sehr sinnvoll ist, da Polizisten, ihre Tätigkeit und das Thema Korruption im Fokus stehen, wohingegen das "Koma" eines Zeugen nebengeordnet ist. Manchmal sind die Gedanken der deutschen Verleger nicht nachzuvollziehen.
Jo Nesbø, Koma. HörbuchHamburg 2013.
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