Wenn es um Geschichten rund um die NS-Zeit geht, kann ich auf eine lange Liste gelesener Werke zurückblicken, vom Jugendbuchklassiker wie Damals war es Friedrich angefangen bis hin zum Roman eines Schicksalslosen.
In Hinsicht auf Autoren, die über dieses Thema schreiben könnten, wäre mir David Safier wegen seiner humoristischen Bücher (Mieses Karma) nicht unbedingt eingefallen. Doch er hat sich diesem Thema in seinem Roman 28 Tage lang aufgrund seiner eigenen Familiengeschichte gewidmet und in einem Interview erklärt er dies genauer:
Das Leben der 16jährigen Mira im Warschauer Ghetto ist geprägt von ihrer Verantwortung ihrer Familie gegenüber, sie ernährt die kleine Schwester und die überforderte und psychisch angeschlagene Mutter, und ihrem Freund Daniel, der im Waisenhaus von Janusz Korczak lebt und arbeitet. Als die deutschen Nazis das Ghetto räumen und beginnen, alle Juden zu deportieren, wird ihre Familie getötet und Mira schließt sich dem Widerstand an, der sich bewaffnet und gegen die Nazis kämpft - 28 Tage lang. Dabei verliebt sie sich in Amos, der ihr bereits früher einmal aus der Not geholfen hat.
Die Frage, die Safier durch Mira immer wieder stellt, "Was für ein Mensch willst du sein?", bringt die Thematik der persönlichen Entscheidung für Gut oder Böse zum Ausdruck. In allem Elend haben die Menschen in Safiers Buch - und generell - eine Wahl. Tun sie Gutes und helfen sie denen, denen es noch schlechter geht, sind sie barmherzig? Oder gehen sie den vermeintlich leichteren Weg und ergeben sich der Macht und suchen den eigenen Vorteil?
Das ist sicherlich der stärkste Aspekt von 28 Tage lang. Die Schilderung der Geschehnisse und Grausamkeiten im Ghetto sind sicherlich angemessen, wenngleich ich nicht beurteilen kann, wie historisch akurat sie im Detail sind, was aber bei einem fiktionalen Roman vielleicht auch h nicht essentiell ist. Mich haben die Liebesgeschichten von Mira zu Daniel und Amos nicht recht überzeugt, der Fokus darauf erschien mir teils unpassend vor dem Hintergrund der Schrecken um sie herum, andererseits waren ihre Gefühle glaubhaft als ihr Antrieb weiter durchzuhalten, zu entkommen, zu überleben.
Insgesamt ist 28 Tage lang ein lesenswerter Roman über das Warschauer Ghetto und er zeigt Aspekte auf, warum Widerstand selbst gegen einen übermächtigen Gegner für das Wahren der Menschlichkeit und der eigenen Seele notwendig ist.
David Safier, 28 Tage lang. Argon Hörbuch 2014.
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