Monday, October 13, 2014

Trudi Canavan - Die Gilde der schwarzen Magier - Band I & II

Hatte ich schon erwähnt, wie seltsam es ist, dass im Bereich Young Adult und/oder Fantasy alle Romane mindestens als Trilogie erscheinen müssen?
Die Australierin Trudi Canavan hat gleich mehrere davon geschrieben. Mit der ersten Trilogie um Die Gilde der schwarzen Magier war sie ab 2001 sehr erfolgreich, inzwischen schrieb sie eine Trilogie um die Vorgeschichte und arbeitet an einer Folge-Trilogie.
Die Audiobooks der beiden ersten Romane Die Rebellin und Die Novizin werden beide von Martina Rester gelesen und sind gekürzte Versionen (RandomHouseAudio).

In Die Rebellin lernen wir die Stadt Imardin kennen, in der es eine starke Klassengesellschaft gibt. Neben den Reichen, die im Stadtinneren leben können, gibt es eine große Gruppe Armer, die sich gerade so durchschlägt und oft außerhalb der Stadtmauern leben muss. Die Magiergilde ist wohlhabend und auf der Seite der Reichen und der Regierenden. 
Bei einer der jährlichen Vertreibungsaktionen, in denen die Armen aus der Stadt vertrieben werden sollen, kommt es zu einem Zusammenstoß. Obwohl die Magier sich mit ihrer Magie abschirmen, durchdringt der Stein einer Rebellin namens Sonea den Schild und verletzt einen Magier. Die einzige Erklärung: Sonea muss Magie verwendet haben.  Es beginnt eine Verfolgungsjagd, denn Sonea ist nicht ausgebildet und kann ihre stärker werdende Magie nicht kontrollieren. Sie stellt eine Gefahr für die Magier, aber auch für sich selbst dar. Am Ende muss die Gilde entscheiden, ob sie jemanden aus den niederen Ständen in ihre Reihen aufnehmen wollen, und Sonea steht vor der Frage, ob sie zu den Magier gehen will, die sie eigentlich als Feinde betrachtet. 


Wie der Titel verrät, ist Sonea zur Novizin in der Magiergilde geworden und erlebt in ihrer Ausbildung vielfältige Anfeindungen durch ihre Mitschüler, die sie wegen ihrer Herkunft und ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten hassen. Gleichzeitig spielen sich auch in den höheren Rängen der Gilde Intrigen und Machtkämpfe ab, in die Sonea aus denselben Gründen verwickelt wird.






Die Rebellin begann relativ langatmig und die Verfolgung von Sonea zieht sich über einen langen Teil des Buches hin ohne besonders spannend zu sein. Interessant wird es erst dann, als sich die zunächst eingeführten Gut-Böse-Strukturen auflösen und Sonea sich fragen muss, was die richtige Entscheidung für ihr Leben ist, denn nicht alles ist nur schwarz oder weiß, wie ihr das bisher immer erschienen ist. Außerdem bietet erst der zweite Teil des ersten Bandes Einblicke, wie die Magie funktioniert und was sie zu leisten im Stande ist.
Dies wird natürlich in Die Novizin weitergeführt, wenngleich der Schwerpunkt dort eher auf den Gemeinheiten und Soneas Verfolgung durch ihre neidischen Mitschüler liegt. Von der Außenwelt bekommen wir in dem zweiten Band eigentlich nichts mehr mit, nahezu alles spielt sich im Innern der Gilde ab - vielleicht eine Einschränkung, die der Komplexität der magischen Welt geschuldet ist, aber zu Lasten der Gesellschaftsproblematik geht, die im ersten Band so intensiv im Vordergrund stand.

Das Schaffen einer Fantasy-Welt ist kein einfaches Unterfangen, viele Dinge sind zu berücksichtigen und plausibel einzuführen, gleichzeitig soll aber natürlich auch eine spannende Geschichte entwickelt werden. Trudi Canavan bedient sich vieler Elemente, die an Rowlings Harry Potter erinnern: Die versteckte Zauberfähigkeit, Sonea ist Waise und wird "gerettet", die Internatsstrukturen, Geheimgänge und Co., die Gegner in Form von gemeinen und weniger begabten Mitschülern, ... die Liste ließe sich vermutlich noch fortführen.
Ist es deswegen eine schlechte Geschichte? Wohl nicht. Eine richtig gute wird es aufgrund erzählerischer Schwächen aber auch nicht. Für ein Newcomerwerk einer jungen Autorin ist es allerdings recht beachtlich und schlussendlich fand ich die Welt und die Figur der Sonea wenigstens so interessant, dass ich den dritten Band vermutlich auch bald hören werde.

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