Lars Keplers (Pseudonym eines schwedischen Autorenteams) erster Kriminalroman Der Hypnotiseur wirft Fragen auf. Denn im Grunde herrscht das ganze Buch über erzählerisch ein ziemliches Durcheinander. Hier die Fragen, die sich nach dem Lesen eines Thrillers eigentlich nicht stellen sollten:
1. Wer ist eigentlich der Protagonist?
Da es sich um eine Krimiserie handelt, scheint es als gemeinsamen Nenner den Ermittler Joona Linna zu geben. Aus dessen Perspektive sehen wir allerdings nur wenige Bruchstücke der Handlung, seine Ermittlungsarbeit bekommen wir bröckchenweise zu sehen. Denn da ist der titelgebende Hypnotiseur Erik Maria Bark, der eigentlich nicht mehr hypnotisiert, aber einen schwer verletzten Jungen hypnotisieren soll, der die Morde an seiner Familie überlebt hat, um mehr über den Täter zu erfahren. Kurz danach wird Eriks Sohn entführt und irgendwie hat alles mit Eriks Vergangenheit als Hypnotiseur zu tun, wie wir durch seine Gedanken, Erinnerungen und eine lange Rückblende erfahren. Einige Passagen werden auch aus der Perspektive von Eriks Frau und aus der Sicht seines Stiefvaters, einem Expolizisten, geschildert.
2. Worum geht es eigentlich?
In diesem Roman passiert ist unbegreiflicherweise die gruselige Geschichte eines Mörders, der seine Familie und wahllose andere Menschen absticht, die Nebenhandlung. Treibendes Element des Plots ist die Kindesentführung vor dem Hintergrund der psychisch gestörten ehemaligen Patienten des Hypnotiseurs und ihrer Geschichten. Dem steht allerdings ein Polizeiapparat gegenüber, der etwas irrational ermittelt und ein entführtes Kind zunächst wenig wichtig zu nehmen scheint, so dass der Stiefvater mehr ermittelt als die Polizei. Der Ermittler kann sich allein mit der Aussage "Du weißt, dass ich Recht habe!" alle Freiheiten herausnehmen, seine Vorgesetzten und Mitarbeiter nehmen das so hin.
Ein Zusammenhang zwischen den beiden Handlungen besteht zwar, die Morde sind allerdings nur Auslöser für den Albtraum aus der Vergangenheit, der über Erik hereinbricht.
Dennoch war der Hypnotiseur kein ganz schlechtes Buch. Trotz der nicht ganz überzeugenden Plotführung blieb es weitgehend spannend und es war sprachlich ansprechend. Der Spannungsbogen funktioniert, man bleibt am Ball bis zur Auflösung auf den letzten Seiten. Erik und Joona sind interessant entworfene Charaktere, auch wenn Joona hier irgendwie zurückbleibt, man hat das Gefühl, ihn noch nicht wirklich kennengelernt zu haben - und das nach über 600 Seiten! Abzüge gibt es definitiv für die weiblichen Charaktere, Eriks Frau ist in ihrer Emotionalität beinahe unerträglich und dazu noch ungerecht, die übrigen haben wenig Tiefe und versuchen manipulativ zu sein, so dass man als Frau peinlich berührt zu Boden schauen möchte. Da ist sicherlich noch viel Raum zur Verbesserung, mal sehen was der zweite Band zu bieten hat.
Lars Kepler, Der Hypnotiseur. Bastei Lübbe, Köln 2010.
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Für die Buchchallenge 20/15 habe ich in diesem Buch aus der Kategorie III. Handlung den Krankenhausbesuch ausgesucht.
Im Krankenhaus hypnotisiert Der Hypnotiseur den Jungen, mit dem die ganze Handlung in Gang gebracht wird. Zahlreiche Verletzungen bei verschiedenen Personen erfordern weitere Krankhausaufenthalte.
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