Saturday, February 27, 2016
Philip Kerr - Winterpferde
Wie das Cover bereits verrät, geht es in Philip Kerrs Roman Winterpferde um die besondere Freundschaft zwischen einem Mädchen und zwei Pferden. Es sind allerdings nicht irgendwelche Pferde oder Ponys, sondern die seltenden Przewalksi-Pferde, die es 1941 im ukrainischen Askania-Nowa noch gibt.
Aber die deutschen Nazis haben das Naturreservat besetzt und betrachten die Pferde als minderwertig und wollen alle töten. Genauso bedroht ist das jüdische Mädchen Kalinka, die sich in den Wäldern versteckt hält. Der harte Winter zwingt sie jedoch in die Nähe der wenigen Häuser, wodurch sie den Tierwärter Max kennenlernt. Max ist der erste Mensch nach langer Zeit, der Kalinka hilft und Wärme, Nahrung und Freundschaft bietet. Doch schon bald muss sie fliehen, zusammen mit zweien der verbleibenden Pferde und Max' Wolfshund.
Winterpferde ist eine Abenteuergeschichte, deren Zielgruppe Kinder und Jugendliche sind. Die politisch-historischen Hintergründe werden in einfache Zügen umrissen und erklärt, auch die Geschichte der Przewalksi-Pferde wird in die Erzählung eingebunden. Berührend ist die Freundschaft zwischen dem alten, einsamen Max und Kalinka, die den Verlust ihrer Familie noch nicht betrauern kann, aber dennoch große Empathie für Mensch und Tier aufbringen kann. Auf der Flucht besteht die Gruppe die Gefahren nur durch den Zusammenhalt, wenngleich die übertriebene Intelligenz der Pferde die Geschichte zwischenzeitlich ins Mystisch-Fantastische abgleiten lässt.
Kerr versucht, keine rein schwarz-weißen, stereotypen Figuren zu zeichnen, sowohl unter den Nazis als auch unter den Russen gibt es in Winterpferde gute und schlechte Menschen. Kalinkas Instinkt sagt ihr, wem sie vertrauen kann und wem nicht, dadurch - und durch die Loyalität ihrer tierischen Freunde - kann sie sich schließlich in Sicherheit bringen, auch wenn das Ende für Kinder sicherlich dennoch schwer zu ertragen sein wird.
Philip Kerr, Winterpferde. Sauerländer 2015.
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