Nina Sahms Die Tage mit Bumerang spielt in einem winzigen Dorf, in dem Annu seit dem Tod ihrer finnisch-deutschen Eltern allein in einem windschiefen Haus lebt. Sie leidet unter großer Einsamkeit, nachdem sie tragischerweise den Sohn ihres besten Freundes Lars versehentlich angefahren hat. Nun gibt ihr das gesamte Dorf die Schuld daran, Lars ist weggezogen und lässt nur noch selten von sich hören - und auch Annu selbst kann sich selbst nicht mehr leiden. Mehrere Zufälle führen dazu, dass sich nach und nach das Blatt wieder wendet...
Der Roman hat viele Zutaten, die einen für ihn einnehmen können: Skurrile Charaktere - das schräge Schaf eingeschlossen - finnisches Kolorit und einige mehr oder weniger tiefsinnige Lebensweisheiten und eine große Portion Hoffnung, die schließlich aus dem Tal der Traurigkeit hinausführen. Mir persönlich hat die Geschichte zwar gefallen, aber mich nicht tief berührt. Annu sind einige Schicksalschläge zugestoßen und sie versinkt in depressiven Stimmungen. Der Weg daraus hinaus durch ihre ungewöhnlichen Begegnungen - das Schaf, das sich in ihrem Garten ansiedelt, die Mutter mit Kind, die vor ihrem Haus eine Autopanne hat,... - ist mir zu sehr vom Zufall bestimmt und basiert zu wenig auf einer wirklichen Entwicklung Annus. Auch die Auflösung ihrer Schuldgefühle durch eine schlichte Nachricht von Lars' Sohn ist mir zu platt gelöst. Die Anlage der Story hätte Potential zu einer wirklich Entwicklungsgeschichte gehabt, denn im Grunde ist Annu immer noch nur Kind ihrer Eltern, obwohl diese schon tot sind. Statt wirklich aus eigenem Antrieb zu wachsen, lässt sie sich nur mitnehmen und von anderen überzeugen, neue Wege zu gehen. Gefallen haben mir hingegen die vielen schrägen Ideen und Listen, welche die Beziehung von Annu und Lars ausmachen, und die ausgedachten finnischen Sprichwörter, die Die Tage mit Bumerang durchaus zu einem unterhaltsamen Lesevergnügen machten.
Nina Sahm, Die Tage mit Bumerang. Hanser, München 2019.
1 comment:
Loved reading this thanks
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