Mit diesem aus dem Jiddischen stammenden Wort betitelte Andreas Steinhöfel seine Mini-Fernsehserie, die 2021 vom ZDF produziert und bei Kika ausgestrahlt wurde. Gleichzeitig zeichnete Melanie Garanin eine Graphic Novel dazu, die 2022 im Carlsen Verlag erschien.
Es geht um drei Jugendliche: Aktivistin Charly mit den gelben Gummistiefeln, der aus Syrien geflüchtete und zeichenbegabte Hamid und Benny, dessen Opa ihm kurz vor seinem Tod einen Davidstern an einer Halskette vererbt. In einem Moment waren die drei noch unzertrennlich, als plötzlich religiöse Vorurteile das Gleichgewicht zwischen ihnen durcheinander bringen. Antisemitimus, Handydiebstähle an der Schule, verletzte Gefühle und Gewalt breiten sich aus. Aus der Sicht von Charly blicken wir auf das Geschehen und können es wie sie kaum begreifen, wie alles so aus dem Ruder laufen kann. Es bedarf großer Anstrengungen bei allen Dreien und viel Mut, um das ganze wieder ins Lot zu bringen...
Völlig meschugge ist zeichnerisch wunderbar, emotional, klar und mit Liebe zum Detail zugleich gezeichnet. Gleichzeitig hatte ich beim Lesen Steinhöfels sonore Stimme im Ohr, denn sein Erzählstil scheint auf jeder Seite durch. Das Thema ist hart, leider immer aktuell und schrecklich wichtig - doch macht Steinhöfel es sich nicht leicht, leichte Lösungen und das rosige Happy End liegen ihm nicht. Behutsam zeigt er die Vielschichtigkeit des Problems auf - vor allem auch das Problem des Nicht-Zuhörens (auch von den Erwachsenen, die es besser wissen sollten, doch wie sagt Hamids Imam auf dessen Frage nach dem Grund für den Judenhass: "Das ist etwas, das nicht einmal Erwachsene richtig verstehen.") und der Angst und des Wegschauens. Eine tolle und sehr empfehlenswerte Graphic Novel.
Andreas Steinhöfel und Melanie Garanin, Völlig meschugge?! Carlsen, Hamburg 2022.
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