Nach Erbarmen, Schändung und Erlösung ist Verachtung nun der vierte Band der Reihe um Kommissar Carl Mørck von Jussi Adler Olsen.
Die Story hat drei zeitliche und erzählerische Dimensionen. Die Ebene Carl Mørcks spielt im Jahr 2010, er ermittelt zusammen mit Assistenten Rose und Assad das Verschwinden von einer Gruppe von Menschen im Jahr 1987. Die zweite Ebene ist in eben diesem Jahr 1987 verankert, die Hauptperson ist Nete Hermansen. Von dieser Ebene ausgehend bedenkt Nete rückblickend in Episoden ihr Leben. Im Zentrum der Ermittlungen steht neben Nete auch ein alter Mann namens Curt Wad, Arzt und Politiker, der zum wiederholten Male versucht, seine faschistisch-rassistische Partei ins politische Geschehen Dänemarks zu bringen.
Was 1987 geschehen ist, erleben wir mit, damit liegt wieder einmal die Spannung von Adler Olsens Roman nicht in der tatsächlichen Aufklärung eines Mordes, sondern vielmehr in dem Wissenwollen der Absichten und Zusammenhänge. Er verknüpft zudem geschickt totgeschwiegene, vergessene Schuld an Übergriffen und Zwangssterilisationen an Frauen, die es in der Geschichte von vielen europäischen Staaten (nicht nur Nazideutschland) gegeben hat, mit aktuellen politischen Bewegungen, die immer noch das gleiche abscheuliche Gedankengut vermitteln.
Die Weiterentwicklung der Geschichte Carl Mørcks und seines eigenen ungelösten Falls um seine beiden Kollegen wird nur in kleinen Mengen betrieben, es tauchen neue Beweismittel auf, die Carl belasten könnten, aber offensichtlich platziert wurden. Dabei bleibt es aber auch, was ein wenig unbefriedigend ist, aber eben auch auf einen weiteren Fall schließen lässt.
Verachtung ist spannend und unterhaltend, liest sich flüssig und lässt einen dennoch über geschichtliche Aspekte und Zusammenhänge nachsinnen. Gelungen.
Jussi Adler Olsen, Verachtung. dtv, München 2012.
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