Keigo Higashino ist ein in Japan relativ bekannter und erfolgreicher Autor von Kriminalromanen. Verdächtige Geliebte ist der erste Band einer Krimireihe, aber kein typischer Kriminalroman.
Die Personen und ihre Rollen:
Yasuko tötet ihrern Ex-Mann Togashi, als dieser sie in ihrer Wohnung belästigt.
Ihr Nachbar Ishigamie, der in sie verliebt und ein Mathegenie ist, hilft ihr bei Alibi und Leichenbeseitigung.
Kusagani ist der zuständige Ermittler, dem das Alibi von Yasuko und Ishigami verdächtig erscheinen.
Yukawa ist ein Freund des Ermittler Kusagani, Physikgenie und ehemaliger Kommilitone von Ishigami, er stellt seine eigenen Ermittlungen an, die im Grunde rein logischer Natur sind.
Der Mord geschieht zu Beginn des Romans, statt nach dem Täter zu fahnden, verfolgt man die Vertuschung der Tat und das Kräftemessen zweier logisch denkender Naturwissenschaftler. Es ist sozusagen die Umkehrung des typischen Krimiaufbaus. Die Konstruktion und Dekonstruktion des Alibis ist Thema und man sympathisiert mit der Täterin und dem Gehilfen. Eine durchaus reizvolle Idee mit einer dramatischen Auflösung bzw. dramatischem Scheitern des Konstrukts: Trotz der Genialität Ishigamis siegt die Wahrheit, Lüge und Verbrechen lassen sich nicht aufrecht erhalten, wenngleich die moralische Bewertung offen bleibt.
Fremd waren mir beim Lesen neben den Namen und der japanschen Kultur die fehlende Emotionalität bzw. die sehr andere Darstellung von Emotionalität: Nichts wird offengelegt, selbst das Yasukos Entsetzen und Verzweiflung über den Mord und Ishigamis Liebe, die schließlich zur Selbstaufgabe führt (wobei dies aus seiner Perspektive vermutlich nur logisch ist), werden hinter Höflichkeit und Konventionen verborgen, auch wenn der Leser sie selbstverständlich erahnt. Der Kultur literarisch zu begegnen und mehr zu erfahren ist interessant und spannend, die Figuren bleiben mir aber dennoch zu fremd und unnahbar.
Keigo Higashino, Verdächtige Geliebte. Klett Cotta, Stuttgart 2012.
No comments:
Post a Comment