Tuesday, April 30, 2013

Jethro Tull - live in Paderborn


For a long time now I enjoyed the music of Jethro Tull, of course especially Ian Anderson's flute. He's an extraordinary flautist - he's got a unique style and is an amazing improviser. So there wasn't much to think about when I found out Jethro Tull were playing in Paderborn.
The location - well - not so amazing but the band didn't seem to mind and made it a great show.
Ian Anderson had experienced some voice problems years ago which is why he had an additional singer who also made it possible for Ian to play his flute more - to my delight.
The concept of the tour is to play both parts of Thick as a Brick, the first from 1972, the second from 2012, plus some additional songs.
"This tour will feature a more theatrical production with video, additional musicians and a troupe of dancing elephants. (Just kidding about the dancing elephants: they don't dance.,...)"
- quote from jethrotull.com.
The quote mirrors Ian's special humour, very dark, bizarre at times, the albums were greatly staged with video sequences, costumes and acting of the band members.
Ian's voice surely has its limits nowadays (the guy was born in 1947!) but he's energetic and surely a professional and gifted musician on stage. I enjoyed every minute, every song of the concert which lasted way more than two hours and featured my truly loved Jethro Tull highlights Bourrée and Locomotive Breath - the last one in a literally breathtaking version as the last song of the evening.


Monday, April 29, 2013

George R.R. Martin - Sturm der Schwerter

Sturm der Schwerter ist Band 3.1 des Endlos-Fantasy-Epos von George R.R. Martin. 3.1, weil die Bände in den deutschen Ausgaben in zwei Teilen veröffentlicht wurden. 768 Seiten reichen auch durchaus für ein Buch, wobei etwa acht Prozent davon auf den Anhang entfallen. 
Nach einem etwas größeren Abstand zu Band 2.2, den ich im Januar gelesen hatte, war es ein nettes Wiedersehen mit den Charakteren, von denen ich besonders die Stark-Kinder mag. Das Erzähltempo ist relativ langsam, trotz der vielen Seiten kommt die Geschichte nicht wesentlich voran. Martin lässt sich Zeit, wobei sich einige der Handlungsstränge schon verdichten und man böse Vorahnungen für den weiteren Verlauf bekommt. Das Ende dieses Bandes ist abrupt, es gibt keinen Höhepunkt der Handlung an keinem der Handlungsorte, dies war schon bei anderen Bänden so, ich gewöhne mich langsam daran.
Insgesamt macht die Reihe immer noch Spaß.

George R.R. Martin, Sturm der Schwerter, Blanvalet 2011.
   

Saturday, April 27, 2013

Michelangelo - Moses

detail of Moses sculpture by Michelangelo (1475-1564)
postcrossing card sent by Holly from the USA

 The sculpture can be found in the church of San Pietro in Vincoli in Rome.

Tess Gerritsen - Die Chirurgin

Die Chirurgin (erstmals erschienen 2001 unter dem Titel The Surgeon) ist der erste Band der Reihe von Tess Gerritsen um Jane Rizzoli und Maura Isles. Letztere taucht allerdings noch nicht auf und auch Jane Rizzoli ermittelt an der Seite von Thomas Moore.
Ein Serienmörder tötet in Boston Frauen und entfernt ihnen den Uterus. Die Parallelen zu einer vergangenen Mordserie sind unübersehbar - doch der Täter damals wurde getötet, während sein letztes Opfer - eine Ärztin - überlebte. Eben diese Ärztin scheint im Fokus des jetzigen Täters zu stehen und ist damit der Schlüssel zum Fall. Nach und nach werden der alte und der neue Fall entschlüsselt.
Ein spannender Thriller, der durch Ermittlungsarbeit und nicht durch pure Zufälle gelöst wird (was leider zunehmend in der Krimiszene als legitim angesehen wird). Die Charaktere der Ermittler und der Chirurgin sind überzeugend und individuell. Der Täter, der mit inneren Monologen zu Wort kommt, überzeugte mich weniger, war aber dennoch nicht völlig unglaubhaft.
Nachdem ich einige weitere Rezensionen zum Roman gelesen habe, vermute ich allerdings, dass die Hörbuchfassung stark gekürzt werden musste, die über 400 Seiten passen hier in vier CD-Längen, so dass sich einige kleinere logische Lücken ergeben bzw. Details fehlen, was aber das Verständnis nicht erschwerte. Claudia Michelsen liest solide, wenn auch ohne intensive Charakterinterpretationen.
 
Tess Gerritsen, Die Chirurgin. Brigitte Starke Stimmen 2009.

Friday, April 19, 2013

Lighthouses


I know we are all so happy that spring is finally here so this winter scene might seem a bit odd. But I somehow like the picture a lot.
It shows St. Joseph Pier and its two lighthouses on Lake Michigan, USA. Apart from being all covered in ice and snow there's also fog rising from the water.
You can find some more amazing views of the place on this website by the "lighthouse friends". They are trying to cisit every lighthouse in the US and Canada, what a project!
The card was sent by Joel Collins who lives near Lake Michigan.

Colin Cotterill - Dr. Siri und seine Toten

Nach Briefe an einen Blinden ist mir nun auch der erste Fall von Colin Coterills Reihe um Dr. Siri und seine Toten in die Hände gefallen. 
Natürlich wird in diesem ersten Band genauer erläutert, wie Siri überhaupt an den Job des einzigen Leichenbeschauers von Laos geraten ist. Wir lernen seine Assistenten und Freunde kennen und auch die massiven Schwierigkeiten, die er bei der Ausübung des ungeliebten Jobs hat. 
Sein Interesse an seiner Tätigkeit wird erstmals geweckt, als er Frau
Nitnoy, die Gemahlin eines Parteibonzen, auf den Tisch bekommt. Sie ist pltzöich bei einem Essen verstorben, und Dr. Siri argwöhnt, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zuging. Um das nachzuweisen, muss er nicht nur alte Lehrbücher wälzen, sondern auch auf die Hilfe seiner Freunde bauen. Dabei geht er zwangsläufig auf Konfrontationskurs mit dem Parteisystem und gerät selbst in Gefahr. 
Etwas stärker betont werden die mystischen Elemente von dr. Siris Ermittlungen, in Träumen, Vorahnungen und Visionen erhält er Anhaltspunkte, wie alles zusammenhängt.
Keine schlechte Geschichte, wie der andere Band auch interessant durch das ungewohnte Setting in Laos, aber richtig gefesselt war ich nicht, dazu schritt die Geschichte zu langsam voran. 
Und um mich einmal mehr zu wiederholen: Großartiger, schauspielernder Vorleser - Jan Josef Liefers. 

Colin Cotterill, Dr. Siri und seine Toten. Brigitte Starke Stimmen 2009.

Thursday, April 18, 2013

John Steinbeck - Tortilla Flat

John Ernst Steinbeck (1902-1968) ist einer der bedeutendesten amerikanischen Autoren, er gewann Pulitzer-Preise und schließlich 1962 auch den Nobelpreis für Literatur. Am bekanntesten sind vielleicht Jenseits von Eden (verfilmt mit James Dean) oder Von Mäusen und Menschen.
Tortilla Flat war 1935 sein erster kommerzieller Erfolg und ist ebenfalls verfilmt worden.
Der Inhalt ist relativ schnell erzählt: Oberhalb der kleinen Stadt Monterey, gelegen an der kalifornischen Küste, wohnt in der Tortilla Flat eine Ansammlung von armen, zum Großteil arbeitslosen Menschen, mit mexikanisch-indianisch-spanischen Wurzeln. Sie nennen sich paisanos.
Der Protagonist Danny kommt aus dem ersten Weltkrieg zurück und stellt fest, dass er zwei Häuser geerbt hat. Nach dem ersten Schock über diesen unverhofften Wohlstand ziehen Danny und nach und nach auch seine Freunde dort ein, erst in beide Häuser, doch das eine brennt bald ab. Das ist auch kein Wunder, denn eine der Hauptvergnügungen der Freunde ist das Weintrinken - und dabei kann man schon mal die Kerzen aus dem Blick verlieren.
In kurzgeschichtsähnlichen Kapiteln werden die verschiedenen Abenteuer der einzelnen Freunde und anderer Charaktere von Tortilla Flat erzählt, die oft aus einer Art Beschaffungskriminalität für die nächste Gallone Wein bestehen. Das wichtigste Thema ist jedoch die Freundschaft mit allen Höhen und Tiefen, die Dannys Freunde verbindet.
In der Rezeptionsgeschichte liest man von Parallelen zu den Mythen um Arthurs Tafelrunde, andere werfen Steinbeck eine rassistische Darstellung der Lebensverhältnisse und Charaktere vor. All dies ist mir beim Lesen nicht aufgefallen.
Beeindruckt hat mich hingegen wieder einmal der klare, schlichte Erzählstil Steinbecks, der auch nach 80 Jahren seine Wirkung tut. Die kleinen Geschichten sind, lässt man Ort und Zeit und auch ihren primären Unterhaltungswert außen vor, universell. Die Charaktere, obwohl sie oberflächlich betrachtet schlicht und fast tölpelhaft erscheinen, wachsen in einigen Momenten der Erzählung über sich hinaus, leuchten und wirken nach.
Große Literatur, in der Tat.

John Steinbeck, Tortilla Flat. Süddeutsche Zeitung Bibliothek, Band 40, München 2004.

Tuesday, April 16, 2013

Beppo Straßenkehrer


"Siehst du, Momo", sagte er dann zum Beispiel, "es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man."

Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: "Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedesmal, wenn man aufblickt, sieht man, daß es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen."

Er dachte einige Zeit nach: Dann sprach er weiter: "Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muß nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten."

Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: "Dann machte es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein."

Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: "Auf einmal merkt man, daß man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste." Er nickte vor sich hin und sagte abschließend. "Das ist wichtig."

aus: Michael Ende, Momo. Thienemann, Stuttgart 1973, S.36/37.

Monday, April 15, 2013

Nele Neuhaus - Böser Wolf

Der sechste Fall in Nele Neuhaus' Reihe um Kirchhoff und Bodenstein trägt den Titel Böser Wolf. Ein junges Mädchen wird tot im Fluss gefunden, eine Journalistin wird verschleppt und vergewaltigt, eine Psychotherapeutin ermordet. Zunächst bleibt unklar, welches das verbindende Motiv dieser Gewalttaten ist. (Zumindest bleibt es den Ermittlern unklar, der Leser reimt sich die Dinge vermutlich deutlich schneller zusammen.)
Wie schon in den vorangegangenen Bänden, sind auch in Böser Wolf eine Menge Personen direkt und indirekt in das Geschehen verstrickt. Von einigen erhält der Leser ein detaillierteres Bild durch personale Erzählpassagen, in denen wir das Geschehen aus der jeweiligen Perspektive miterleben, ohne jedoch das Wissen der Personen zu übernehmen. Das wäre auch sicherlich hinderlich für den Spannungsaufbau. Konsequent zuende führt Nele Neuhaus dies nicht, die Personen verschwinden dann wieder in der Versenkung. Die Hauptperspektive bleibt die von Pia Kirchhoff, deren Privatleben zwar wieder Thema ist, glücklicherweise aber mit Bezug zur Handlung.
Der Showdown der Ermittlung findet einmal mehr in einem gruseligen Keller statt, Kirchhoff wirft sich ins Geschehen, sie wird "zur Löwin" (Zitat), um den bösen Wolf zu stellen. Wie schon in Tiefe Wunden fand ich dies eher überzogen. 
Kindesmissbrauch ist immer ein schweres Thema und Neuhaus gibt sich Mühe, dem gerecht zu werden. Sie zeigt Mittäterschaft, Gleichgültigkeit, traumatische Spätfolgen, Reuelosigkeit und vor allem die professionelle Maschinerie auf, mit der Kinder ausgebeutet werden. Auch, dass am Ende nicht alle Täter zur Rechenschaft gezogen werden können, dass das Verbrechen an den Kindern kein Ende findet, ist wohl leider realistisch.
Ich hatte diesmal den Eindruck, der Plot war besser gestrickt als bei einigen der Vorgänger, der Fokus lag dort, wo er sein sollte, nämlich bei der Story, nicht bei den Hintergrundgeschichten der Ermittler.
Innovativ ist der Krimi sicher nicht, aber solide unterhaltend.

Nele Neuhaus, Böser Wolf. HörbuchHamburg 2012.

Sunday, April 14, 2013

J.K. Rowling - The Casual Vacancy

For me, J.K. Rowlings The Casual Vacancy wasn't an easy read but I developed a fondness for it.
The story started off slowly, not a lot of action in the first third. The characters of little Pagford were complex and well-thought-out but it took some time getting used to all the names, families and loyalties.
Since I've read all the Potter novels in English I noticed a difference in Rowling's language which is much more elaborate and took some getting used to (for me as a non-native reader). I liked the different idioms she used for the different characters.
And I liked that she created interesting, realistic characters which aren't necessarily likable (most of them aren't) but authentic.
Each of the characters demonstrates their egoistic and selfish perception of the society they live in. They act on their desires without caring about the consequences or willingly do harm to others around them - all this in front of the idyllic scenery of the typical small English village. Scary enough, their actions are totally comprehensible and naturally lead to desasters in Pagford's little world. The only one who was apparently different - Barry Fairbrother - dies in the first chapter, leading to The Casual Vacancy. But looking at the (non-)existence of compassion in Pagford the vancancy probably isn't so casual but permanent.
Most reviews discuss Rowling's blatant change of subject and people are disappointed that the novel is indeed not comparable to the Harry Potter novels. She chose a rather calm, unexcited topic, the setting is not very original and the plot has a few personal and interpersonal catastrophes.
So what? If you forget about Rowling and Potter you get a well-designed and well-written character and society study. There's not much action, there's no magic - but a bit of shocking (?) reality what people are able to do to other people if they only think about their own interests and needs.  

J.K. Rowling, The Casual Vacancy. Little, Brown and Company, London 2012.

Saturday, April 13, 2013

Strombett


Ein Menschenleben
gräbt sich sein Strombett,
und damit muss man
zufrieden sein.

Christian Morgenstern

Postcrossing card sent by Doublehelix from Taiwan. 
Photo by Vivi Lin - showing Suzhou, China.

Thursday, April 11, 2013

Charlotte Link - Sturmzeit

Nachdem ich nach Im Tal des Fuchses eigentlich schon beschlossen hatte, nichts anderes von Charlotte Link zu lesen, stolperte ich bei der lokalen Leihbücherei über das Audiobook Sturmzeit (der Roman erschien erstmals 1989). Es ist der erste Band einer Trilogie, die für das deutsche Fernsehen verfilmt wurde.
Es ist eine Familiensaga rund um die junge Felicia, die alle Wirrungen der bewegten deutschen Geschichten ab 1914 miterlebt. Dabei ist sie keine besonders sympathische Protagonistin, sie sucht oft nur ihren eigenen Vorteil und lebt schlichtweg nach ihren Bedürfnissen und Vorlieben. Dabei bleiben Männer, Familienmitglieder und Kinder auf der Strecke.
Dennoch entwickelt die Geschichte Spannung, denn durch das geschichtliche Hintergrundwissen ahnt man, dass die nächste Katastrophe bereits auf sie lauert, doch Felicia fällt immer wieder auf die Füße und ist in sich als Frauengestalt ihrer Zeit bewundernswert.
Man erhält einige Einblicke in die Zeitgeschichte und vor allem in gesellschaftliche Strukturen der Zeit. Das glamoröse Berlin beispielsweise wird in seiner Dekadenz und Sorglosigkeit gut gezeichnet.
Was das politische Geschehen angeht, so kann Sturmzeit nicht mit beispielsweise Ken Folletts Sturz der Titanen mithalten. Der Vergleich mag ungerecht sein, denn Sturmzeit ist von Charlotte Link als deutlich enger gefasste Familien- oder Frauensaga konzipiert, Follett umfasst mit mehreren Einzelschicksalen das Weltgeschehen der Zeit, ist dabei aber dennoch detailgetreuer und politisch umfassender und facettenreicher. Vielleicht ist Folletts Sturz der Titanen eher als historischer Roman, Sturmzeit eher als Drama zu bezeichen. Als Drama ist es ordentliche Unterhaltung.

Charlotte Link, Sturmzeit. Random House Audio 2007.

Wednesday, April 03, 2013

Here comes the sun


Sun, sun, sun!

The picture is by Andrej Tylkowski from ilustris (lovely website, by the way) and the card was sent by Maja from Poland.

And a funny animated video of Here comes the sun by the Beatles to go with the sun topic.

Tuesday, April 02, 2013

Noam Shpancer - Der gute Psychologe


Noam Shpancer ist selbst Psychologe und weiß vermutlich, wovon er in seinem Buch Der gute Psychologe schreibt. Der gute Psychologe lebt allein, hat ein Kind mit seiner Geliebten gezeugt, therapiert tagsüber in seiner Praxis vornehmlich Angstpatienten und gibt abends Kurse an der Universität.
Der Roman handelt einerseits davon, wie der vermeintlich stabile und in seinem Leben fest etablierte Psychologe zeitweise den Halt und die Kontrolle verliert, andererseits gibt er vielfältige Einblicke in therapeutische und psychologische Denkweisen und Strukturen.
Dabei erfährt man einiges: Die Vielfältigkeit von Angststörungen (mit denen vielleicht jeder schon direkt, indirekt oder sogar unwissentlich in Berührung gekommen ist), die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen einer Therapie und die Innensicht des Therapeuten, der in der Ausübung seines Berufes auch immer wieder an persönliche Grenzen stößt.
Dies alles lässt einen therapeutische Prozesse besser verstehen.
Shpancers erzählt geradlinig und bedient sich beim Erklären der komplexeren psychologischen Zusammenhänge (vor allem in den Vorlesungen für seine Studenten, aber auch in den Therapiesitzungen) passender Metaphern, um sie anschaulicher zu machen. Obwohl sein theoretisches Wissen fundiert und seine Therapieansätze kreativ und umsetzbar scheinen, ist er gleichzeitig aber phasenweise hilflos, seine eigenen Ängste in den Griff zu bekommen. Er handelt irrational in seinen eigenen Beziehungen und kann die Beziehung zu einer seiner Klientinnen nur oberflächlich professionell halten, während er unter der Oberfläche emotional betroffen ist.
Dies wirkt aber nicht als Scheitern, sondern ist - wie alles in der Therapie - prozessorientiert, denn er kann die Krise durchstehen und geht daraus gestärkt hervor.
Insgesamt ein guter Roman, wenn man sich für dessen Themen interessiert, der auch neues Wissen schafft. Wer Therapie und Psychologie ablehnt, wird vermutlich keine Freude daran haben, da die Handlung allein den Roman nicht tragen kann.
Gelesen wird das Hörbuch von Matthias Brand, dessen Stimme meines Empfindes nach hervorragend zur Stimme des Psychologen passte.

Noam Shpancer, Der gute Psychologe. DAV 2011.

...und Dank an Kay Niebank, dessen Rezension mich auf das Buch aufmerksam machte.