An den Rezensionen zu Scherbenpark von Alina Bronsky (*1978 in Swerdlowsk, Sowjetunion) ist bemerkenswert, dass viele berichten, was ihnen gut an dem Roman gefallen hat, aber dennoch sind die Bewertungen eher Mittelmaß.
Scherbenpark erzählt die Geschichte von Sascha, die eigentlich Alexandra heißt und mit ihrer Familie aus Russland immigriert ist. Ihr und ihren Geschwistern ist Schlimmes widerfahren, der Exmann der Mutter brachte diese und ihren neuen Lebensgefährte brutal um. Seitdem fühlt sich Sascha nicht nur für die kleine Familie verantwortlich, sondern ist auch voller Wut. Nicht nur auf den Täter, sondern auch auf sich selbst, ihre Mitmenschen, die Welt, die Gesellschaft. Der Wut macht sie Luft durch selbstzerstörerisches Verhalten und ist dabei auch ungerecht ihren Mitmenschen gegenüber. Dennoch fühlt man mit ihr, kann vor allem die Wut spüren, nachvollziehen.
Aber der Roman geht nicht weiter, erreicht zwar eine scheinbare Katharsis in einem Gewaltausbruch von Sascha, der sie ins Krankenhaus und zum Überdenken ihrer Wut bringt, aber plausibel löst sich ihr Dilemma, vor allem das emotionale, nicht auf. Es bleibt unklar, wie in der Enge von niedrigem sozialem Status, traumatisierender Vergangenheit und Migrationshintergrund ein Durchbruch geschehen kann. Ein Gegenpol, Freundschaft und Familie, wird zwar angedeutet, aber ob Sascha sich darauf tatsächlich stützen kann, ist fraglich.
In der Summe hat Scherbenpark zwar eine starke Protagonisten und eine dramatische Exposition, aber vor allem in der zweiten Hälfte einen eher schwachen Plot, weswegen auch meine Begeisterung trotz angenehmen Schreibstil der Autorin eher schwächer ausfällt. Allerdings ist der Roman das Erstlingswerk, wer weiß, was da noch kommt.
Alina Bronsky, Scherbenpark. Kiwi, Köln 2008.
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