Es ist schon ein besonderer Charakter, den Jean-Luc Bannalec mit seinem Commissaire Dupin geschaffen hat. Zwangsversetzt aus Paris, hat er sich inzwischen an die Eigenarten von Land und Leuten in der Bretagne gewöhnt, sie sogar schätzen gelernt. Es wird auch schon bald deutlich, warum er zwangsversetzt wurde: Seine Ermittlungsmethoden sind eher unorthodox-egoistisch, er arbeitet schlecht im Team und ignoriert seine Vorgesetzten. Er ist auch hartnäckig und scharfsinnig und hat eine Intuition für das Verbrechen und die Beweggründe der Menschen.
Als ein lokaler Hotelier, über 90 Jahre alt und gebrechlich, im benachbarten Künstlerort Pont Aven (in dem Gauguin und andere große Künstler logierten und malten) ermordet wird, gibt es zunächst kein erkennbares Motiv. Doch bald stellt sich heraus, dass alle Beteiligten lügen - und zwar wegen der gleichen Sache...
Bretonische Verhältnisse besticht durch seine französisch-bretonische Atmosphäre, mit viel Sympathie für den Landstrich lässt Bannalec landeskundliche Fakten und schwärmerische Beschreibungen der Orte und Landschaften einfließen, während der Fall seinen Lauf nimmt. Dieser nimmt zunehmend Tempo auf und hat einige Überraschungsmomente parat, so dass über weite Strecken die Spannung erhalten bleibt. Lediglich das Ende schwächelt ein wenig, meinem Empfinden nach, auch bin ich mir noch nicht ganz über mein Urteil über Dupin im Klaren. Er ist zwar spleenig und auf seine Weise genial genug, um - naheliegend - an Maigret zu erinnern, seine teils nahezu asoziale Art, mit seinen Kollegen umzugehen, war allerdings nicht sonderlich sympathisch, auch wenn man seinen Ermittlern ja bereit ist, vieles zu vergeben. Der zweite Band wird vermutlich zeigen, wie es damit weitergeht.
Jean-Luc Bannalec, Bretonische Verhältnisse. Der Audio Verlag 2012.
Übersicht zur Serie hier...
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