Monday, May 23, 2016

Harper Lee - Wer die Nachtigall stört


Harper Lees Wer die Nachtigall stört ist einer der amerikanischen Klassiker schlechthin. Die meisten haben zumindest die großartige Verfilmung (1962) mit Gregory Peck gesehen. Meine Begegnung mit dem Roman war intensiv und ich habe jede Leseminute genossen. Es fühlte sich so an, als müsse ich das Buch auskosten, die vielen kleinen Begebenheiten, Geschichten und Beobachtungen der kleinen Scout, die eine recht besondere Erzählerin ist, in Ruhe miterleben.
Es ist eine großartige atmosphärische Darstellung der amerikanischen Südstaaten der 1930er, eine facettenreiche Auseinandersetzung mit dem Rassismus dieser Zeit und der Roman umfasst alle großen Themen des Lebens: Erwachsenwerden, Liebe, Gender, Recht und Unrecht, Moral und Mitgefühl.
Die eigentliche Geschichte von Anwalt Atticus Finch, der die Verteidigung eines unschuldigen Schwarzen übernehmen muss, beginnt erst später im Roman und zusammen mit Jem und Scout entdeckt der Leser nach und nach die ganze Tragweite des Falls. Der idyllisch-verklärte Blick auf die behütete Kleinstadt verschiebt sich, zusammen mit den Kindern müssen wir feststellen, dass die Menschen leider nicht alle so gradlinig und moralisch integer sind wie Atticus, der vor allem seinen Kinder das bestmögliche Vorbild sein möchte.
 Die Botschaft, mit der der Roman schließt, ist so simpel und schwer zugleich - mit Empathie den Menschen begegnen und Verständnis für ihn und seine Sichtweise entwickeln. Dem ist nichts hinzuzufügen.

“You never really understand a person until you consider things from his point of view... Until you climb inside of his skin and walk around in it.”

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