Saturday, May 07, 2016

Jan Costin Wagner - Das Licht in einem dunklen Haus


In dem vierten Roman Das Licht in einem dunklen Haus von Jan Costin Wagner um Kimmo Joentaa sucht dieser nach dem Mörder einer unbekannten Toten, die im Wachkoma lag und im Krankenhaus in Turku ermordet wurde. Trotz zahlreicher Hinweise aus der Bevölkerung bleibt ihre Identität zunächst rätselhaft. Gleichzeitig geschehen in Helsinki zwei Morde nahezu in aller Öffentlichkeit, erst spät entdeckt Kommissar Westerberg (bekannt aus einem der vorigen Romane), dass beide aus dem gleichen Dorf kommen und zusammen zur Schule gegangen sind - in dasselbe Dorf verschlägt es auch Kimmo, als er einem vagen telefonischen Hinweis nachgeht. Erst als die Ermittler dort aufeinander treffen, kommt endlich Bewegung in die Sache. Kimmo vermisst außerdem seine Freundin Larissa, deren wirklichen Namen er nicht kennt und die plötzlich einfach nicht mehr da ist. Durchbrochen wird die Erzählung von den Tagebucheinträgen des Mörders, der über seine Taten, aber auch über Ereignisse vor vielen Jahren, die der Grund für sein Handeln sind, reflektiert. Die Identität desTäters bleibt bis zum Schluss unklar, ebenso wie die Schuldfrage, die ambivalent bleibt.

Das Licht in einem dunklen Haus ist aus ähnlichen Elementen aufgebaut wie die Vorgänger, Joentaa wirkt noch eine Spur isolierter von der ihn umgebenden Welt und den Menschen um ihn herum als zuvor. Der Verlust von Larissa, die ein erster Lichtblick für ihn nach dem Tod seiner Frau war, trifft ihn schwer. Aber seine Kollegen wissen schon, dass seine ungewöhnlichen Gedankengänge und auch Alleingänge ihn oft zum Erfolg führen und ertragen dies bereitwillig. Die einzelnen Erzählebenen greifen ineinander, führen gegenseitig Gedanken weiter und bilden miteinander einen nahezu perfekten Spannungsbogen, wenngleich das tatsächliche Ende dann relativ kurz und schmerzlos abgehandelt wird. Wagners Stil ist für das Genre Kriminalroman durchaus eigensinnig, Schreibstil, Plot und Charaktere überzeugen aber auf der ganzen Linie.

Jan Costin Wagner, Das Licht in einem dunklen Haus. Galiani, Berlin 2011

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