Die ersten Bände von Jeffery Deavers Serie um Lincolm Rhyme und Amelia Sachs waren unbestritten spannend und brachten mit dem höchst intelligenten Quadroplegiker und der draufgängerischen und toughen Polizistin ein Team an den Start, das ungewöhnlich war und auch ungewöhnlich arbeitete. Man erhielt detaillierte Einblicke in die forensische Arbeit, das Setting der ersten Bände in New York trug zur Spannung bei, weil hier Lincoln ein ungewöhnliches Wissen beisteuerte. Seine Gegner - durchweg menschliche Monster - waren ebenfalls intelligent, um es ihm nicht zu leicht zu machen mit der Ermittlung.
Nach einigen Bänden zeichnete sich das Problem ab: Wie sollte der nächste Bösewicht den letzten noch überbieten? Deaver konstruierte immer abstrusere Motive und Winkelzüge, mehrfach wird der ganze Plot herumgerissen und alles ist plötzlich ganz anders als gedacht. Währenddessen sind die Protagonisten in ihren Rollen erstarrt und entwickeln sich nicht weiter. War ihre Beziehung zu Anfang ebenfalls noch ein Element, das zur Spannung beitrug, so ist sie nun in Normalität gemündet. Im wahren Leben wäre das normal und keineswegs schlecht - für eine Thrillerserie ist es weniger gut.
In Der Giftzeichner - dem elften Band der Reihe - werden zudem noch die alten Geister vergangener Bände wieder heraufbeschworen. Ah, Knochenjäger, der Uhrmacher und auch noch die fiesen Milizen, vor denen Amelia vor einiger Zeit ihre Quasi-Kleine-Schwester gerettet hat,... Nach einem scheinbar ganz plausiblen Ende folgen dann noch drei Reprisen, die das ganze noch einmal umdeuten (siehe oben). Nein, insgesamt hat mir Deaver noch weniger gefallen als die letzten - es ist ein wenig, als hätte man sie alle schon gelesen. Vielleicht ist dies der Zeitpunkt, sich von der Reihe zu verabschieden.
Jeffery Deaver, Der Giftzeichner. Random House Audio 2015.
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