Zerbrochener Mond ist eine Dystopie, die in etwa in den 1950er Jahren angesiedelt wird. Eine Nazi-ähnliche Macht regiert und sperrt unerwünschte Personen in Zone 7 ein. Standish Treadwell darf zwar zunächst zur Schule gehen, ist dort aber wegen seiner Leseschwäche ständigen Misshandlungen psychischer und physischer Art ausgeliefert. Seine Eltern sind bereits geflohen, er lebt mit seinem Großvater zusammen. Als eine neue Familie in sein Elternhaus einzieht, entwickelt sich eine intensive Freundschaft zu deren Sohn Hector. Während die beiden sich in eine alternative Welt träumen, in denen sie zu friedlichen und freundlichen Planeten fliegen, plant "das Mutterland" die Mondlandung, um dem Rest der Welt ihre Überlegenheit zu beweisen. Doch als der "Mondmann" - ein Astronaut auf der Flucht vor den Schergen des Systems - bei den Treadwells Zuflucht sucht, wird klar, dass diese Mondlandung nur inszeniert werden soll. Standish und sein Großvater werden bereits intensiv beobachtet von den "Ledermänteln" der Nazis, dennoch fassen sie einen wagemutigen Plan, der das Mutterland vor den Augen der Welt bloßstellen soll. Was Standish tun soll, übersteigt fast seine Kräfte, und mehr als einmal entscheidet er sich entgegen seiner Instinkte für mutiges, selbstloses Handeln im Widerstand.
Zerbrochener Mond ist keine leichte Kost, sondern verlangt dem Leser einiges ab. Das System, das die Autorin mit groben, erzählerischen Pinselstrichen zeichnet, ist schrecklich genug: Hunger, Misshandlungen, Überwachung und Ausweglosigkeit - keine Hoffnung auf Verbesserung. Viele kleine Hinweise machen deutlich, dass es sich um ein dem Nationalsozialismus sehr ähnliches Machtgefüge handelt und den Mächtigen ist jedes Mittel recht, um das System aufrecht zu erhalten. Es ist also eine Widerstandsgeschichte, Standish ist einer der Unterdrückten, wenngleich er zunächst für sich selbst keine aktive Rolle vorsieht. In diese rutscht er durch seine Freundschaft zu Hector und durch das Betreiben seines Großvaters erst hinein, schließlich ist sie aber unausweichlich und er wächst über sich hinaus. Ein positives Ende scheint unmöglich, wenngleich ein Funke Hoffnung bleibt, dass Standishs Opfer etwas bewegen könnte.
Sally Garner, Zerbrochener Mond. Silberfisch 2014.
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