Sunday, October 27, 2024

Dave Eggers - Ein herzzereißendes Werk von umwerfender Genialität

Bei diesem Audiobook Ein herzzereißendes Werk von umwerfender Genalität von Dave Eggers muss es sich um eine gekürzte Fassung handeln, fünf CDs können nicht über 500 Seiten wiedergeben. Der Roman erschien im Original im Jahr 2000 und war in diesem Jahr auch für den Pulitzer-Preis nominiert, maßgeblich für seine neuartigen stilistischen Elemente. Der Autor verbindet autobiographische und fiktionale Elemente. Er lässt seinen Ich-Erzähler mit dem Verlust beider Eltern kämpfen, während der 22jährige außerdem zum Quasi-Vormund/Elternteil für seinen neunjährigen Bruder wird. Der oft gelobte Erzählton ist zutiefst ironisch-sarkastisch, während der Plot häufig springt und erzählerische Längen hat (ja, trotz Kürzung). Die teilweise abrupten Wechsel zwischen abstoßenden und liebevoll-trauernden Schilderungen der Mutter und ihrer Krankheit sind irritierend. Fanatisch hält der Ich-Erzähler an seinem Bruder fest, will ihn um jeden Preis schützen und fürchtet um skurille Unfälle und Verbrechen, während er zeitgleich als Elternteil vollkommen versagt. Sein irrationales Verhalten, seinen ausufernden Fantasien und die flapsige, oft vulgäre Sprache provozieren, sollen vermutlich auch provozieren - haben mich aber meistens nur abgestoßen. Sein leicht zwanghafter Dialog mit dem Lesenden hat mich nicht angesprochen und auch als Stream-of-Consciousness funktioniert dies meines Erachtens nicht. Das hohe Lob für den Roman zur Zeit seines Erscheinens ist für mich mit dem Abstand fast eines Vierteljahrhunderts nicht nachvollziehbar. Die von anderen Rezensenten angesprochenen Referenzen zu David Foster Wallace kann ich in Teilen erkennen, Eggers erscheint mir aber viel oberflächlicher, trotz der Tragik, die seiner Familiengeschichte zugrunde liegt. Selbst die engagierte Lesung eines Andreas Fröhlich konnte mich nicht für den Roman erwärmen und nicht verhindern, dass ich das Ende herbeisehnte.

Dave Eggers, Ein herzzereißendes Werk von umwerfender Genialität. Droemer Audio 2002.

No comments: