In ihrem kurzen Kinderbuch
Mit Kindern redet ja keiner greift Kirsten Boie das Thema Depression auf eine sehr klare Art auf. Die neunjährige Charlotte lebt mit ihren Eltern in einem schönen Haus auf dem Land, der Vater arbeitet viel, während die Mutter offenkundig mit ihrem Leben als Hausfrau nicht ganz ausgefüllt ist. Dennoch bricht sie ihr Studium ab und durch Charlottes Augen beobachten wir, wie sie immer mehr Lebensfreude verliert, den Haushalt und Charlotte vernachlässigt und schließlich apathisch auf dem Sofa oder im Bett liegen bleibt. Der Vater ergreift keine geeigneten Maßnahmen. Charlotte fühlt sich dem hilflos gegenüber und fragt sich - klassisch - ob sie vielleicht Schuld an allem hat. Viele der Erwachsenen verhalten sich dem Kind gegenüber sehr zurückhaltend, niemand will ihr erklären, was mit den Mutter los ist. Eine Lehrerin fragt nach, aber erst die Mutter von Charlottes Freundin ergreift nach den dramatischen Ereignissen um den Selbstmordversuch der Mutter die Initiative und spricht mit Charlotte über die Krankheit.
Die Geschichte ist gut aufgebaut, beschreibt die klassischen Symptome einer Depression sehr deutlich und vermittelt gut, wie hilflos ein Kind dem ohne Wissen um die Krankheit gegenüberstehen muss. Die Botschaft, das Thema anzusprechen und nicht zu verschweigen, ist klar - allerdings ist es dennoch eher eine, die sich an Eltern und andere Erwachsene richtet, nicht an die Kinder, die unter dem Schweigen und Nichterklären leiden.
Kirsten Boie, Mit Kindern redet ja keiner. Sauerländer 2020.
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