Éric-Emmanuel Schmitts Erzählung ist eine kleine, feine Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft. Der jüdische Junge Moses leidet unter dem lieblosen Nebeneinanderherleben mit seinem Vater, der selbst traumatisiert und depressiv ist. Halt findet Moses in der Beziehung zu dem Kolonialwarenhändler seiner Straße, Monsieur Ibrahim. Als der Vater Moses allein zurücklässt, übernimmt der weise Monsieur Ibrahim behutsam die Vaterrolle und bringt ihn sich selbst und dem Leben näher.
Trotz des Titels habe ich nicht das Gefühl gehabt, Thema der Erzählung sei der Islam. Natürlich werden einige Fragen aufgeworfen, was den jüdischen, den islamischen und den Glauben generell angeht. Doch bleibt der Koran des Monsieur Ibrahim eher eine mythische Quelle des Glücks, er "kennt seinen Koran" und dieser hilft ihm, sich im Leben zurechtzufinden. Es sind eher kleine, alltägliche Lebensweisheiten und der Wunsch, das Leben durch einfache Dinge - und sei es durch das Lächeln - positiv zu gestalten.
Ganz warm geworden bin ich mit der Geschichte dennoch nicht, Moses blieb mir ein wenig fremd, vor allem durch seine Art, mit Lügen durch die Welt zu gehen als eine Art Kontrapunkt zur emotionalen Kälte, die er in seinem Elternhaus erfahren hat.
Éric-Emmanuel Schmitt, Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. DAV 2003.
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