In den Rezensionen zu Jussi Adler-Olsens kürzlich in Deutschland erschienenem Polithriller Das Washington Dekret schwingt allenthalben Enttäuschung mit. Das Fazit der meisten: Der Roman reicht keinesfalls an die Carl Mørck Krimis heran.
Dabei muss man klar berücksichtigen, dass Das Washington Dekret bereits 2006 veröffentlicht wurde und damit zu den frühen Werken des Autors zählt. Wie bereits in meiner Rezension zu Das Alphabethaus erwähnt, ist Adler-Olsens Schreibstil nicht immer berauschend. Ich habe Das Washington Dekret als Audiobook gehört, daher waren die stilistischen Patzer nicht ganz so gravierend. Auch die Darstellung der Charaktere ist ihm hier sicher nicht so gut gelungen wie bei seinem Dezernat Q.
Der Geschichte liegt eine durchaus interessante Idee zugrunde: Ein neuer Präsident wird in den USA gewählt und versucht nach tragischen persönlichen Verlusten auf drastische Weise Gewalt und vor allem den Schusswaffengebrauch in den USA einzuschränken - ein Thema das aberwitzige Aktualität hat vor dem Hintergrund des letzten Amoklaufs in einer Schule in Connecticut im Dezember 2012.
Natürlich hat dieser Versuch fatale Folgen, Waffenlobby und anderen Interessensgruppen rufen zum Widerstand auf, schrittweise verwandelt sich die USA in einen totalitären Überwachungsstaat.
Wäre so etwas wirklich möglich? Man fürchtet sich sogar, die Frage mit "Vielleicht?!" beantworten zu wollen. Aber es wird alles wieder gut.
Der Roman beleuchtet die Story sowohl aus der Sicht des inneren Zirkels des Präsidenten als auch aus der Sicht einiger Einzelpersonen, die sich schnell von alledem distanzieren. Schritt für Schritt wird der Komplott aufgedeckt, der die Ereignisse ins Rollen brachte und der Drahtzieher identifiziert. Der Showdown findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem bereits alles klar ist - ich habe ihn nicht als spannend und vor allem auch die Nachsätze zum Geschehen als zäh empfunden.
Alles zusammen kann auch ich dem Roman keine besonders positive Kritik geben, hier wird im Zuge der Erfolgswelle des Autors sicher mit einem schwachen Frühwerk Geld gemacht.
Jussi Adler-Olsen, Das Washington Dekret. DAV 2013.
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