Auch der dritte Band von
Håkan Nessers Barbarotti-Serie ist eher ein psychologischer Roman als ein Krimi. Herr Roos ist ein sterbenslangweiliger Mensch, der plötzlich im Toto gewinnt, und anstatt dies mit seiner Familie zu teilen, gibt er seinen sterbenslangweiligen Beruf auf und kauft sich eine Kate im Wald. Die zweite Protagonistin ist Anna, die eigentlich in der Entzugstherapie steckt, aber aus der Klinik davonrennt und in der Kate von Herrn Roos Unterschlupf findet.
Ein großer Teil des Romans handelt von dem vorsichtigen Sichannähern und der ungewöhnlichen Freundschaft der beiden, die sich wechselseitig genau das geben, was ihnen im Leben fehlt.
Doch ohne Mord wäre es wiederum auch kein Nesser und so wird die Idylle zerstört und Barbarotti bekommt Arbeit.
Man muss sich schon auf die Erzählweise und die stillen kleinen Botschaften des Romans einlassen, denn sonst - und dies beweisen einige der Rezensionen - erlebt man Das zweite Leben des Herrn Roos als eben sterbenslangweilig.
Barbarotti tritt mehr in den Hintergrund, er wird als Ermittler kaum für den Fortschritt der Erzählung benötigt, da Herr Roos und Anna diese aus ihrer Sicht erzählen. Nur angerissen wird, wie sich sein Leben weiterentwickelt hat, es ist reicher geworden - und so betrachtet er das glücklose Leben von Herrn Roos mit einer Art erleichtertem Mitleid - ihm hat das Leben bessere Karten ausgeteilt und er ist glücklich mit seiner Großfamilie und Marianne, aber ist sich bewusst, dass es auch anders hätte ausgehen können.
Gelesen wird der dritte Barbarotti gewohnt großartig von Dietmar Bär, sogar Asunanders loses Gebiss kann man heraushören, beeindruckend.
Håkan Nesser, Das zweite Leben des Herrn Roos. btb, München 2011.
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