Zwei Autoren.
Zwei Erzählperspektiven.
Ein Name: Will Grayson.
Eine Stadt: Chicago.
Zwei Schulen...
- Will Grayson I: hetero, mit dem schwulen Tiny Cooper befreundet, intaktes Elternhaus, Schwierigkeiten mit Freundschaft...
Er braucht lange, um zu verstehen, wie wichtig sie ist und vor allem wie irrational, denn zunächst geht er davon aus, man könne sich seine Freunde objektiv auswählen, und schafft es nur langsam, sich die emotionale Komponente von Freundschaft einzugestehen und seinen eigenen Gefühlen allgemein (er ist verliebt in Jane) auf die Spur zu kommen. Insgesamt ist er ein gutes Beispiel für das pubertäre Durcheinander in der Seele eines Jugendlichen, Liebe versus Wahrheit und all das. Am Ende versteht er es aber und kann Tiny und Jane ein Freund sein, der die Bezeichnung verdient.
- Will Grayson II: schwul , depressiv und muss deswegen Medikamente nehmen, lebt bei seiner Mutter, finanzielle Schwierigkeiten, Bezugspersonen kaum vorhanden, verschlossener Einzelgänger...
Seine Mitschülerin Maura drängt sich ihm auf, will ihn aus seiner Isolation befreien, er blockt ihre Versuche weitgehend ab, will sich ihr nicht öffnen. Das tut er nur bei seinem Internet-Freund Isaac, in den er verliebt ist. Als es schließlich zu einem ersten Date kommen soll, stellt sich albtraumhaft heraus, dass hinter dem Profil von Isaac Maura steckt - aber am Treffpunkt lässt der Zufall die beiden Wills zusammentreffen - und Will II trifft den sehr realen Tiny Cooper, der ihn in eine wirkliche Welt mit Liebe und echten Gefühlen holt.
Das Schreibkonzept und beide Erzählstile haben mir gut gefallen. Beide Autoren schreiben mit Herzblut aus der Sicht ihres jeweiligen Will Graysons, unterscheiden sich aber hinreichend, nur anfangs benötigt man eine kurze Eingewöhnungszeit, um die Jungen und ihre Eigenschaften/Geschichten auseinander zu sortieren. Die Innensicht der zwei pubertierenden Jungen ist überzeugend, vor allem auch deswegen, weil beide - unabhängig von ihrer sexuellen Ausrichtung - das gleiche Grundproblem, die gleichen Grundfragen haben: Bin ich liebenswert? Lohnt sich die Liebe? Soll ich das Risiko des drohenden Absturzes und der Verletzungsgefahr, falls es nicht klappt, eingehen? Dreimal ja, ja, ja.
Manchmal hätte ich mir die beiden Wills etwas selbstständiger und reflektierter gewünscht, jeder auf seine Art neigt zum Selbstmitleid und hat nur geringe Möglichkeiten zur Selbsterkenntnis, oft sind es erst die Anstöße von außen, die sie dazu bringen, den nächsten Schritt ins Leben zu machen.
Eine filmische Umsetzung bietet sich praktisch an, gern leicht amerikanisch/Hollywood, aber vielleicht hilfreich, um Barrieren im Bereich Homosexualität abzubauen und die Normalität dessen zu zeigen.
John Green / David Levithan, Will & Will. cbt, München 2013.
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