Thursday, July 31, 2014

Andrea Maria Schenkel - Täuscher


Das Konzept für diesen historischen Kriminalroman ist dasselbe wie für die vorangegangenen der Autorin, Tannöd, Kalteis und Finsterau: Es kommen verschiedene Personen mit ihren polizeilichen Aussagen oder Gedanken zu Wort. Zusammen mit der Täterperpektive ergibt sich dann ein umfassendes Bild des Falles. Dabei ist der Täter oder zumindest der Täterkreis bereits sehr eingeschränkt, so dass der Leser eher an dem wie interessiert sein muss als an dem wer.

In Täuscher ahnt man entsprechend auch sofort, dass mit dem Hauptverdächtigen, Bürstenfabrikantensohn Hubert Täuscher, nicht der wahre Täter vor Gericht steht. Der Name ist zwar Programm, denn der Protagonist täuscht seine Mitmenschen in vielerlei Hinsicht, lässt sich aber auch selbst täuschen, bzw. manipulieren, so dasss der Falsche für den brutalen Doppelmord zur Rechenschaft gezogen wird. Nach und nach wird der Tathergang in kurzen Episoden von Täuscher selbst erzählt, allerdings überwiegen in der Summe des Textes die Stimmen der Zeugen und der Ermittelnden.

Im Gegensatz zu Finsterau, in dem die Armut der Protagonisten und die bedrückende Atmosphäre im Vordergrund standen, kommt in Täuscher dieses Gefühl der Anteilname nicht auf. Die Protagonisten bleiben flach und sind nahezu alle unsympathisch, das episodische Erzählen und die Zeitsprünge gerade am Anfang sind dabei auch nicht hilfreich. Am interessantesten ist vielleicht noch die Darstellung, wie im frühen 20. Jahrhundert kriminalistisch vorgegangen wurde und in welcher Form bereits psychologische Überlegungen in den Strafprozess eingingen - wobei dies ja leider nicht zu korrekten Ergebnissen führt.

Andrea Maria Schenkel, Täuscher. Hoffmann und Campe 2013.

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