Es ist traurig, dass die Hauptautorin dieses wunderbaren Romans, Mary Ann Shaffer, kurz vor dem Erscheinen ihres Debuts verstorben ist. Was für schöne Ideen und Bücher hätte sie uns vielleicht noch schenken können! Ihre Nichte Annie Barrows half ihr, das Buch zu beenden.
Der deutsche Titel Deine Juliet spiegelt wider, dass es sich um einen Briefroman handelt. Juliet ist eine britische Journalistin, die während des zweiten Weltkriegs eine lustige Kolumne verfasst, die zu einem erfolgreichen Buch wurde. Nach Kriegsende (1946) ist sie nun auf der Suche nach einem Thema für ein neues Buch. Sie ist eine absolute Liebhaberin von Büchern und schrägen Charakteren und Geschichten, wie schon ihre ersten Briefe an ihren Verleger Sidney und dessen Schwester beweisen.
So ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass sie ganz aus dem Häuschen ist, als sie eines Tages einen seltsamen Brief von der Insel Guernsey bekommt. Ein Mann namens Dawsey hat eines ihrer Second-Hand-Bücher erworben, in dem ihre Adresse stand, und will nun ihre Meinung zu dem Buch erfahren. Er berichtet außerdem von seinem Buchclub, The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society (Originaltitel des Romans), der sich aus der Not heraus im zweiten Weltkrieg gründete.
Beginnend mit diesem einen Brief entwickelt sich ein brieflicher Dialog zwischen den Mitgliedern dieses Buchclubs und Juliet. Schnell wird klar, dass es dabei nicht nur um Literatur, sondern vor allem um die Ereignisse auf Guernsey während der Besatzung durch die Deutschen geht. Viel Schlimmes ist in dieser Zeit passiert und alle Buchclubmitglieder haben ihre ganz eigene Geschichte zum Gesamtbild beizutragen. Juliet ist fasziniert und angerührt von diesen Geschichten und neugierig darauf, diese Menschen kennenzulernen. So fährt sie schließlich nach Guernsey und lässt sich aufnehmen in den Kreis dieser liebenswerten und teils skurrilen Charaktere.
Natürlich enthält der Roman auch eine Liebesgeschichte, die sich aber unauffällig, fast beiläufig entwickelt.
Die Protagonistin und auch alle übrigen Charaktere wachsen einem mehr und mehr ans Herz und auch die Insel wird mit soviel Wärme und Bewunderung geschildert, dass man sogleich hinreisen möchte.
Deine Juliet hat mich in der Tat mit auf eine Reise genommen und trotz der traurigen Zwischentöne behält der Roman immer den heiteren, optimistischen Ton von Juliet, einer Protagonistin, die humorvoll, teils auch zynisch, immer sensibel und vor allem selbstbewusst ihr Leben in die Hand nimmt und das in einer Zeit, wo dies für Frauen keine Selbstverständlichkeit war.
Mary Ann Shaffer und Annie Barrows, Deine Juliet. btb, München 2015.
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