Die Geschichte der Christiane F. steht sinnbildlich für Drogenabhängigkeit und den schwierigen Kampf gegen das Heroin, den viele Jugendliche in den 70er Jahren verloren. Als die damals 16jährige Christiane F. in einem Prozess aussagt, werden die Reporter Kai Hermann und Horst Rieck auf sie aufmerksam. Sie bitten sie, ihre Geschichte zu erzählen, woraus das Buch entsteht, das lange 1978 die Bestsellerlisten anführte und die Gesellschaft erstmals auf die Problematik der abhängigen und sich prostituierenden Minderjährigen aufmerksam werden ließ.
Beeindruckend an der Erzählung ist der große Detailreichtum und die Offenheit, mit der Christiane F. von ihrer "Drogenkarriere" berichtet. Die Trostlosigkeit ihrer Ausgangslage in Berlin Gropiusstadt der 70er Jahre allein reicht aus, um ein gewisses Verständnis für ihren Werdegang aufzubringen. Und auch wenn bereits 40 Jahre vergangen sind, seit die Szene, die geschildert wird, Realität war, so nimmt dies nicht den Schrecken. Betroffen macht auch immer noch die Ahnungslosigkeit und die Hilflosigkeit der Erwachsenen gegenüber den abhängigen Jugendlichen - es scheint nahezu niemanden gegeben zu haben, der helfen wollte oder konnte.
Im Vergleich dazu gibt es heute zwar zahlreiche Hilfsangebote, die Szene sieht anders aus, aber Berlin kämpft wieder mit steigenden Zahlen bei Drogentoten, wobei Heroin wieder oder weiterhin eine Rolle spielt.
Die Geschichte der Christiane F. ist insofern leider weiter aktuell, weiter erschreckend, und auch im Jahr 2019 noch eine Geschichte, die erzählt und angehört werden sollte.
Christiane F., Wir Kinder vom Bahnhof Zoo. Nach Tonbandprotokollen aufgeschrieben von Kai Hermann und Horst Rieck. Carlsen, Hamburg 2009.
No comments:
Post a Comment