In seinem kurzen Roman Das Hungerjahr erzählt Aki Ollikainen von der großen finnischen Hungersnot (1866-1868). Die Haupterzählung berichtet von der verzweifelten Marja, die sich aus der Provinz, in der es nichts mehr zu essen gibt, mitten im Winter nach Sankt Petersburg (oder aber mindestens Helsinki) aufmacht, um sich selbst und ihre zwei Kinder zu retten. Dafür muss sie ihren sterbenden Mann zurücklassen, für den keine Hoffnung mehr besteht.
Erschreckend anschaulich werden Hunger und Verzweiflung geschildert, aber auch die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen, denen Marja und die Kinder begegnen. Vom blinden Hass, Vergewaltigung bis zum barmherzigen Teilen des wenigen, das diese Menschen noch haben, ist alles dabei. Die ganze Bandbreite menschlichen Handelns wird unter dem Brennglas der überaus großen Not verdeutlicht. Trotz leichtem Hoffnungsschimmer, dass der Hunger mit dem kommenden Frühling ein Ende haben wird, bleibt das Buch in der Summe düster - am eindrücklichsten werden mir die albtraumartigen Passagen in Erinnerung bleiben, wenn unter dem Hunger und im Delirium die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen.
Aki Ollikainen, Das Hungerjahr. Transit, Schwarzenbach 2013.
No comments:
Post a Comment